10. 07. 2009   Fehlen, treffen...  
       

Und er nahm den gefiederten Pfeil, der bloß auf dem Tische vor ihm lag, indes im hohlen Köcher die andern ruheten, welche nun bald die Achaier sollten versuchen. Diesen faßt' er zugleich mit dem Griffe des Bogens; dann zog er, sitzend auf seinem Stuhle, die Senn und die Kerbe des Pfeils an, zielte dann, schnellte den Pfeil und verfehlete keine der Äxte; von dem vordersten Öhre bis durch das letzte von allen stürmte das ehrne Geschoß.

Homer, Odyssee, XXI Gesang

Der Schlitten hielt und wenige Augenblicke später hatte Marmaduke Temple - dies war der Name des Mannes - sich des Pelzes und der großen Fausthandschuhe entledigt, eine doppelläufige Vogelflinte zur Hand genommen und war aus dem Fuhrwerk hinausgesprungen. Kaum stand er auf dem harten Schnee, als ein Hirsch aus dem bereiften Dickicht hervorbrach und quer über den Weg setzte. Blitzschnell hob er das Gewehr und feuerte ­ der Hirsch rannte weiter; er sandte ihm die Ladung des zweiten Laufes nach, allein, wie es schien, mit dem gleichen Mißerfolg. Schon freute das Mädchen sich unwillkürlich darüber, daß das edle Tier entronnen war, da hörte sie vom Walde her einen dritten Schuß und gleich darauf noch einen vierten; der Hirsch sprang hoch empor, überschlug sich und stürzte nieder auf die Schneekruste, wo er unbeweglich liegen blieb. Ein lautes Hallo ertönte, und zugleich erschienen zwei Männer auf dem Schauplatz, die bisher hinter Fichtenstämmen verborgen gestanden hatten.

James Fenimore Cooper, Lederstrumpf, "Ein Fehlschuss"

Am Samstagnachmittag hab ich aus Langeweile nach Peters Bogen gegriffen. Mein bestes Schussbild aus etwa sieben Meter Entfernung. Bescheiden, ich weiß. Lust auf´s Bogenschiessen aber hab´ich bekommen.

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Den Fuchs hab´ich schließlich erlegt, aber weich getroffen statt am Haltepunkt hinter dem Vorderlauf. Zwei Tage zuvor hab´ ich ihn verfehlt. Aufgeschreckt war er davon gesprungen, während ich zweimal nachschoss: in den Boden.

Monatelang kein Problem mit der Treffsicherheit. Jetzt ein Fehlschuss nach dem anderen? Bevor ich heute in Bakonysarkany auf Sauen ansitze, muß ich einen Probeschuss abgeben.

An die Wand des verfallenden Mauerwerks im Gelände der ehemaligen Kolchose male ich mit Filzstift einen durchkreuzten Kreis. Etwa sechzig Meter entfernt liegen einige durchnässte Strohballen. Am vordersten stütze ich mich ab, nehme den Schnittpunkt ins Visier und ziehe durch.

Der Schuss liegt auf der vertikalen Linie knapp vier Zentimeter über dem Schnittpunkt. Korrekter Hochschuss. Die Fehlschüsse gehen auf das Konto des Schützen: zu hastig, beim Abzug wohl verzogen. Es geht allein um seine, um meine Konzentration.

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Es hat zu regnen aufgehört. Vom Kaiser-Sitz am Waldrand überblickt man die weiten Felder bis zum Horizont und aufgrund der erhöhten Lage auch die Weizen-, Dinkel- und Maisfelder im Nordosten.

Der Kirrplatz liegt im Winkel, den der Wald mit der Dickung bildet. Seit der Schlägerung vor vier Jahren ist sie hochgewuchert. Die Schweine haben den Mais aufgenommen, den Chappi am Dienstag ausgebracht hat. Heute hat er wieder dreißig Kilo gestreut. "Sie kommen. Hundert Prozent" ist er überzeugt.

Bis zum Anbruch der Dämmerung habe ich guten Anblick: ein Tier mit einem Kalb, ein halbes Dutzend Rehe, ein junger, vielversprechender Bock, der bis auf 60 Meter herankommt.

Gegen 2130 Uhr stehen sie plötzlich in der Kirrung: drei graue, kraftstrotzende Überläufer. In Zeitlupe nehme ich die Büchse hoch und gehe in den Anschlag. Meinen Stock habe ich wohlweislich über die Aufgangsöffnung gelegt und eingeklemmt, um die Schusshand abstützen zu können. Genau diese Position brauche ich jetzt.

Der breit stehende junge Keiler fällt wie vom Blitz getroffen und bleibt reglos liegen. Ebenso blitzartig sind die beiden anderen im Dickicht verschwunden.

Der Schuss sitzt im Haltepunkt, knapp hinter dem rechten Blatt und ist durch das linke Blatt ausgetreten. Das Geschoß hat das Herz zerrissen, wie sich beim Aufbrechen zeigt.

Chappi setzt mich in der Nähe des Hoffmann-Sitzes ab. Ich will die Nacht im Revier verbringen. Vielleicht komm ich noch einmal zu Schuss. Während ich in der Dunkelheit etwa vierhundert Meter durch den Klee bis zur Kanzel wate, schrecken die Böcke im Wald.

In der heimeligen Liege-Kanzel esse ich ein Stück Brot mit Schlierbacher und trinke Buttermilch. Dann montiere ich meine Fenix TK 11 an den Lauf. In Ungarn ist dies statthaft. Nach einer halben Stunde aber übermannt mich die Müdigkeit und ich krieche in den Schlafsack.

Zwei bis dreimal wache ich auf und sehe nach allen Richtungen durch die Luken. Keine Bewegung. Gegen 0330 Uhr zippe ich mich aus dem Sack, schlüpfe in die Stiefel und ziehe die Jacke an. Der Morgen ist klar und frisch.

Allmählich treten aus dem Grau der Dämmerung die Farben des Tages. In den ersten Sonnenstrahlen nascht ein graziler Spiesser an der Kirrung. Dann trödelt er eine halbe Stunde lang durch den Hang, bis er in die Hecke taucht.

Später knuspert ein zwei- bis dreijähriger Bock an den jungen Sträuchern in der Senke. Aus dem Klee jenseits der Hecke zieht eine Geiß mit ihrem Kitz auf den Wald zu.

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Chappi holt mich gegen 0615 Uhr ab. Wir kontrollieren die Kirrung: unberührt. Die Sauen waren heute nacht woanders.

 

Horrido!