18. 05. 2022 | Vergeudete Zeit? | |||
Spannender Ansitz Wem beim Ansitz langweilig wird, ist selbst schuld. In einem fremden Revier / auf einem neuen Ansitz gibt es zunächst viel zu beachten und zu beobachten: du machst dich vertraut mit der Topographie, mit Entfernungen, mit dem Kugelfang, mit Schusspositionen, Sicht- und Windverhältnissen usw. Keine Zeit für Langeweile. Im vertrauten Revier verkürzen oft Hähne, Hasen, Rebhühner oder ein Bock zur Unzeit das Warten. Zuweilen tritt Meister Reineke unerwartet auf. Neulich hat mich ein Schwarzspecht unterhalten, der einen Baumstumpf bearbeitet hat, dass die Späne flogen. Aber wenn sich rein gar nichts tut? Das kommt oft genug vor. Während meiner Berufszeit habe ich dann Szenarien für Problemlösungen entworfen oder mir die Argumentation zu einer Auseinandersetzung zurecht gelegt. Seit je aber führe ich ein Buch mit mir und seit einigen Jahren auch den KINDLE. Da kannst du selbst im Finstern lesen. Meine Lektüre auf dem Ansitz in den letzten Monaten: Michael Gorbatschows sorgenvoller Ausblick "Was jetzt auf dem Spiel steht" - von der Realität mittlerweile eingeholt; Xenophons Anabasis; Erzählungen von Kjell Askildsen, Augusto Monterroso und Jorge Luis Borges. Aktuell: "Das Bohren harter Bretter - 133 politische Geschichten" von Alexander Kluge.
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A Jaga vasitzt des hoibe Lem hat ein Landwirt bei einem Schüsseltrieb einst gespöttelt. Die Zeit, die ein Jäger auf der Ansitzjagd verbringt, könnte er besser nutzen. Der Aufwand an Zeit ist bei allen Jägern beachtlich. Mit 50 bis 70 Prozent erfolgreicher Angriffe gilt der Gepard als das effizienteste Raubtier. Die Libelle übertrifft ihn jedoch. Die Erfolgsquote menschlicher Jäger ist nach Jagdart und Jagdgebiet sehr verschieden. Mit Pirschführer kannst du oft an einem Tag das erstrebte Wild erlegen: in Wäldern, im Gebirge oder in der Savanne. Auf mich allein gestellt war ich bei der Ansitz- und Pirschjagd in einem großen Revier in Ungarn im Durchschnitt vieler Jahre bei jedem vierten "Angriff" erfolgreich. In der Gemeindejagd hingegen ist meine Erfolgsquote bescheiden: Von Mai bis Dezember 2021 bin ich 71 mal angesessen, um 7 Rehe und zwei Füchse zu erlegen. Über mehrere Jahre betrachtet war diese Relation nicht einmal schlecht. Heuer läuft es zäher: bei bisher 25 Ansitzen bin ich nur zweimal zu Schuss gekommen. Die Erklärung: 1) Das Jagdgebiet ist waldarm und zersiedelt. 2) Auch im Gelände herrscht lebhafter Verkehr: Spaziergänger, Läufer, Mountainbiker, Leute, die ihre bis zur Lächerlichkeit denaturierten Wölfe äußerln führen und oft genug frei laufen lassen. Es gibt Jagdeinrichtungen, die man nur frühmorgens nutzen kann in der Hoffnung, dass kein Jogger mit Stirnlampe vorbei schnauft. 3) Du musst sorgfältig selektieren (zunächst nur schwache Jahrlinge, schwache Schmalrehe). Zurück zu unserem kritischen Landwirt: Ja. Im Vergleich zu vielen anderen Tätigkeiten ist die Jagd ineffizient, d. h. der Aufwand steht - wirtschaftlich betrachtet - in einem schlechten Verhältnis zum Resultat. Die Jagd beurteilt der Jäger halt nicht nur ökonomisch. Vor zwanzig Jahren habe ich dazu angemerkt: Warum jagen die Jäger? Die Zeit am Ansitz muss weder nutzlos noch langweilig sein - siehe die Spalte links. |
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Horrido! |
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