21. 05. 2021   Lärchenzweige  
       

Schmalrehe ansprechen [www.jagdjournal]

Anfang Mai haben die Geißen normalerweise noch nicht gesetzt und man erkennt sie an ihrem dicken „Schwangerschaftsbauch“. Schmalrehe, die ja vorjährige Kitze sind, stehen zu dieser Zeit oft noch bei ihrer Mutter. Da sie auch früher verfärben, kann man sie eventuell auch an der Fellfarbe von der Mutter unterscheiden. Kommen einem zwei solche Rehe, hat man fast den Idealfall. Später erkennt man die Geiß an der Spinne, also dem Gesäuge. Bei einem weiblichen Stück sollte man daher also auf jeden Fall warten, bis es so gestanden ist, dass ein deutlicher Blick zwischen die Beine möglich war. Hier ist jedoch Vorsicht geboten: Sieht man eine Spinne, die so prall ist wie ein Kuheuter nachmittags um Fünf kurz vor dem Melken, ist der Fall natürlich klar. Sieht man keine Spinne, kann es sein, dass sie nicht so deutlich ausgeprägt ist und man sie übersehen hat, oder die Geiß erst kurz zuvor gesetzt hat und die Spinne noch nicht ausgebildet ist. Schmalrehe, die Geschwister sind, stehen oft auch noch im neuen Jagdjahr beieinander. Kommen zwei gleichgroße weibliche Rehe zusammen in Anblick, ist dies ein Indiz dafür, dass es sich um Schmalrehe handelt. Die Regel, dass Jung früher verfärbt als Alt, kann auch weiterhelfen; das Verhalten ebenfalls: jugendlich-neugieriges Verhalten deutet auf ein Schmalreh hin. Das Ansprechen anhand einzelner Merkmale ist jedoch mehr oder weniger Stückwerk. Wichtig ist nämlich auch der Gesamteindruck und nicht zuletzt der Vergleich mit anderen Stücken im Revier. Dazu gehört Erfahrung. Es ist also keine schlechte Idee, als Jungjäger im ersten Sommer zwar fleißig auf den Ansitz zu gehen, den Finger auf Schmalrehe jedoch grade zu lassen und lediglich zu beobachten. Ganz besonders viel bringt das in Revieren, in denen soviel Wild ist, dass man häufig verschiedene Stücke gleichzeitig oder kurz hintereinander sieht.


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Gibt es führende Schmalrehe? Einige Autoren sind davon überzeugt, zB Esterhues


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Ende Oktober 2020 hat G. mich gebeten, ihm beim Abschuss auszuhelfen. Einer seiner Ausgeher sei mit dem Hausbau so beschäftigt, dass er auf ihn nicht zählen könne.

Es geht dabei um einen etwa vierhundert Meter langen, leicht S-förmigen Graben, der mit Gehölz bestanden und von Feldern umgeben ist. Von zwei überdachten Ansitzen, einer Leiter und zwei Kanzeln aus ist der Graben von beiden Seiten in fünf Winkeln einsichtig. Das Schussfeld liegt jeweils zwischen 40 bis 200 Meter. Pro Jahr seien dort laut G. drei bis vier Rehe zu schießen.

In den zwei letzten Monaten des Vorjahres konnte ich nur ein Schmalreh erlegen. Es gelang mir nicht, auch nur eines der drei Kitze zu strecken, die ich zweimal kurz im Anblick hatte. Die Umstände freilich sind nicht jagdfreundlich:

Eine dicht bebaute Siedlung ist bis an die Felder herangerückt. Radfahrer, Jogger und Spaziergänger, allein oder im Rudel, mit und ohne Hund, frequentieren nicht nur den Feldweg im Norden des Grabens. Wenn die Vegetation es erlaubt, schlendern manche direkt am Gehölz entlang, lassen die Hunde frei laufen...

Als ich im Winter dort Fährten abging, fand ich bei weitem mehr Fußspuren und Hundefährten als Rehfährten.

Seit Beginn der Jagdsaison im Mai habe ich zwei Geißen, zwei Schmalrehe und einen Jahrling - offenbar die vorjährigen Kitze - beobachtet. G. hofft, dass ein weiterer, älteren Bock dort Einstand hat oder nimmt. Mir hat sich bisher keiner gezeigt.

Der Jahrling ist tabu: ein Sechser. Die Schmalrehe hingegen sind zu erlegen. Das erste strecke ich beim vierten Ansitz. Nach und nach sitze ich rundum an allen Jagdeinrichtungen an. Die zweite Schmalgeiß zeigt sich dabei aber nur einmal aus über 200 Meter Entfernung.

Es dämmert schon im Osten, als ich den Hochstand am westlichen Ende des Grabens besteige. Als es hell wird, treten Jahrling und Schmalreh auf ca 70 Meter Entfernung aus. Zu Schuss komme ich dennoch nicht: das Schmalreh äst am Gehölzrand und bleibt hinter einem Vorhang an tiefhängenden Lärchenzweigen, bevor es wieder einzieht.

Ausgerüstet mit Teleskopsäge und Astschere mache ich mich ein paar Stunden später an die Arbeit. Mehrmals besteige ich zwischendurch den Hochstand, um das Resultat zu überprüfen. Erst als mir kein einziges Zweiglein das vermutliche Schussfeld verstellt ziehe ich ab und komme am Abend wieder.

Ich habe eine Latte mitgebracht, um die Schusshand auch in der erwarteten Schussposition auflegen zu können.

Die Altgeiß tritt aus. Zieht ein. Tritt wieder aus und verschwindet hinter der Kurve, die das Gehölz in ca 100 Meter Entfernung bildet. --- Der Jahrling tritt aus. Zieht ein. --- Es dunkelt. Die Schmalgeiß lässt sich nicht und nicht...

Doch! Da steht sie plötzlich wie hingezaubert! Dicht an den Sträuchern entlang kommt sie auf den Hochstand zu. Nein, spitz will ich sie nicht schießen... jetzt aber wendet sie das Haupt zum Feld... steht breit...

Aufgebrochen wiegt das Stück 14 kg.

 

Horrido!