03. 07. 2022   Der Platzbock  
       

Territorialverhalten

Rehböcke – zumindest die älteren oder in unseren „stark verjüngten“ Populationen regelmäßig schon jene ab einem Alter von zwei bis drei Jahren – leben grob gefasst etwa ab Ende April bis Mitte/Ende der Brunft territorial. Die Zeit davor ist von der Einnahme und Markierung der Territorien, Einstandskämpfen, einer noch teilweisen Überschneidung der Reviere und relativ häufigen Begegnungen der Böcke gekennzeichnet und wird als hierarchische Phase bezeichnet. Die folgende, eigentliche territoriale Phase wird durch das strikte Einhalten der Reviere charakterisiert.

Die Territorien der Böcke werden im Normalfall von Jahr zu Jahr beibehalten... Jetzt lebt also jeder „ältere“ Bock in seinem Revier, das er außer vielleicht nicht aggressiven Jährlingen der eigenen Sippe gegenüber, gegen jeden anderen Bock unerbittlich versucht zu verteidigen.
[WILD und HUND, 14/12/2004]

Der Platzbock vom 3/7/2022

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OÖ Jagdverband

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Um 0405 Uhr öffne ich behutsam die Fenster der Kanzel. Ich glase das Blickfeld ab. Dunst und Nebelschleier schweben über dem Feld. In der Nacht ist ein heftiges Gewitter abgegangen. Nach links zum Waldrand und zur Senke ist die Sicht etwas besser.

In etwa 200 Meter Entfernung ein dunkler Schatten. Nachdem es ein wenig heller und die Sicht besser geworden ist spreche ich das Stück als Geiß an. Sie zieht in das Maisfeld ein.

Kurz vor 0500 taucht aus der Senke links unten ein Bock auf. Mehrjährig?... Ja! Sekunden später verschwindet er im Wald, noch bevor ich ihn ins Visier nehmen kann.

***

Heute morgen gute Sicht. Wo gestern die Geiß gezogen ist, jagt ein älterer Bock einen jüngeren in den Klee. Der jüngere aber ist hartnäckig. Er schlägt einen Bogen und hält wieder auf den Einstand zu. Erzürnt der andere hinterher. Ein paar Minuten später hetzen beide zur linken Hand aus dem Einstand und verschwinden in der Senke.

Ich hoffe, dass der Platzbock mit geschwellter Brust zurück kommt und richte mich ein. Vermutlich muss ich weit schießen, d.h. zwischen 150-200m.

Nach etwa 10 Minuten erscheint er und steuert zielstrebig auf die Stelle zu, an der er gestern eingezogen ist. Davor verhofft er, steht aber ein wenig schräg. Drücke ich nicht ab, ist er weg...

Der Bock erstarrt auf den Schuss. Ich habe das nur selten erlebt. Dann knickt er ein und stolpert in die Einzugsschneise.

Aufgrund des Perspektivenwechsels beim Abgehen des Waldrands unterschätze ich die Entfernung. Ich finde den Anschuss erst ca zwanzig Meter hinter der Stelle, an der ich ihn zunächst vermutet habe.

Dahinter im Gesträuch der Bock. Einschuss in die Kammer, Ausschuss durch die Leber. Drei- bis vierjährig, schätze ich.

Bei meiner Abfahrt sehe ich den anderen Bock. Er steht weit im Feld und beäugt meinen Wagen. "Du bist jetzt der Boss!" sage ich.

 

Horrido!