05. 01. 2008 | Sauriegler | |||
Seit alters her genießt das Wildschwein den Respekt der Menschen. In vielen Mythen, Sagen und Märchen ist es ein gefährliches, zuweilen göttliches Wesen. In der nordischen Mythologie ist der Keiler Gullinbursti Freyrs Reittier. Er hat goldene Borsten, die im Dunkeln leuchten. Die Meisterschmiede Sindri und Brock haben ihn geschmiedet. Freyr reitet auf ihm durch Land und See so schnell wie auf den Flügeln des Windes.
Herakles fing den Eber vom Berg Erymanthos. Dazu scheuchte er ihn aus dem Dickicht und trieb ihn auf ein hoch gelegenes Schneefeld. Der Eber ermüdete, Herakles fing ihn mit einer Schlinge, warf ihn über die Schulter und wanderte mit ihm nach Mykenai. Eine attische Amphore aus dem 5. Jahrhundert v. u. Z. zeigt den Moment, in dem Herakles den lebendigen Eber zu seinem Dienstherrn Eurystheus bringt, der sich ängstlich in einem großen, eingegrabenen Vorratsgefäß versteckt.
Artemis schickte einen gewaltigen Eber, um die Felder der Stadt Kalydon zu verwüsten. König Oineus hatte vergessen, ihr zu opfern. Dieser Eber war weiß, hatte Borsten wie Spieße, Zähne wie ein Elefant, war groß wie ein Ochse und tötete die Arbeiter und das Vieh des Königs. Oineus ruft die Helden Griechenlands zu Hilfe. Sie kommen in großer Zahl, darunter Iason, Theseus, die Dioskuren, Nestor, Peleus und Atalante aus Arkadien, in die Meleager, der Sohn des Oineus, sich verliebt. Sechs Tage dauert die Jagd. Der Eber tötet zwei Jäger, bis es gelingt, ihn zu erlegen.
Als das Schwein den Schneider erblickte, lief es mit schäumendem Munde und wetzenden Zähnen auf ihn zu und wollte ihn zur Erde werfen. Der flüchtige Held aber sprang in eine Kapelle, die in der Nähe war, und gleich oben zum Fenster in einem Satze wieder hinaus. Das Schwein war hinter ihm hergelaufen, er aber hüpfte außen herum und schlug die Tür hinter ihm zu; da war das wütende Tier gefangen, das viel zu schwer und unbehilflich war, um zu dem Fenster hinauszuspringen [Das Tapfere Schneiderlein]
Die ältesten gesicherten Belege für eine Domestikation des Wildschweins hat man im Südosten der Türkei gefunden. In frühneolithischen Siedlungen aus der ersten Hälfte des 8. Jahrtausends v. Chr. haben Ausgrabungen Schweineknochen an den Tag gebracht, die sich in ihren Größenverhältnissen deutlich vom Wildschwein unterscheiden. Im Irak und für Europa datieren sichere Belege auf 7000 v. Chr [Wikipedia]. Dessen ungeachtet ist das Wildschwein auf dem Speisezettel geblieben.
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"Wo ist dein Vater, Klaus?" "Er macht nicht mit. Es ist ihm zu kalt." "Der einzige vernünftige Mensch heute morgen." Gelassen holt Joszef, der deutschstämmige Forstmeister von Kisber, die Unterschriften der Jäger ein und teilt Kartenskizzen mit den Standplätzen aus. Peter nervt Imre mit einem speziellen Standplatzwunsch. Die Jäger drängen sich in den Räumen und Gängen des kleinen Forsthauses und wärmen sich auf. Minus 7º Grad wären auszuhalten. Aber der Wind. Unaufhörlich wütet ein steifer, eiskalter Ostwind. Rund 25 Jäger und 20 Treiber haben sich dennoch zu diesem lang geplanten Termin in Hanta eingefunden. Ein deutscher und ein ungarischer Jäger blasen im Hof die Jagd an. Joszef gibt rotes Kahlwild, Schwarzwild und Raubwild frei. Also kein Damwild, kein Geweihträger, kein Reh? Nein. Der Abschuss auf Damwild ist erfüllt. Geweihträger und Rehe dürfen auf einem Riegler ohnehin nicht erlegt werden, klärt er hartnäckige Nachfrager kategorisch auf. Klaus, Franz, ein ungarischer Jäger, Frau Domos und ich steigen bei Joszef ein. Sein Toyota war früher ein Armeefahrzeug und ist dank einer Panzerplatte minensicher, erzählt er.
Wir fahren durch den zweitausend Hektar großen Staatswald auf dem zerfurchten Forstweg Richtung Aka. Über Sprechfunk ist Joszef mit den anderen Anstellern in Verbindung. Einmal halten wir, weil ein Suzuki in einer Verwehung stecken geblieben ist. Ein zweiter Halt wird damit begründet, dass man ein Rudel Hirsche passieren lassen wolle. Ich steige als erster aus. Platz 5, ein Eck am Ende des Triebs. Sieht gut aus, freue ich mich. Dann stehe und friere ich eineinhalb Stunden. Der eisige Wind rauscht laut im Geäst. Lang höre ich weder Treiber noch Hunde. Einige Schüsse, weit entfernt. In der letzten Viertelstunde wechseln drei Rehe ins Unterholz auf die andere Seite. Franz hat zwei Stück Damwild gesichtet, Klaus zwanzig. Gefallen sind bei diesem Trieb nur ein Rot-Tier und ein Kalb. Der zweite und letzte Trieb findet in unserem Revierteil statt. Platz 5 ist hier eine Kanzel an einer Wegkreuzung im Ilda-Wald. Nach einer Stunde bin ich erneut durchgefroren und habe wieder nur Rehe im Anblick. Dann entferntes Hundegeläut. Ich konzentriere mich auf die wahrscheinlichste Richtung, aus der ich Anlauf erwarten kann. Ein junger Damhirsch betritt den Weg, verhofft und verschwindet. Etwas später wechselt ein Rudel von Damtieren und -kälbern vertraut auf die andere Seite. Der Damwildabschuss ist erfüllt... Plötzlich preschen zwei Sauen über den Weg. Ich habe sie nicht kommen hören, der Wind ist zu laut. Ich schieße, aber viel zu spät und hinterdrein. Sch... Ich repetiere und sehe der Bache und dem Überläufer auf ihrem Galopp durch den Stangenwald nach.
Da schlägt die Bache einen Bogen. Sie will offenbar in der Senke hinaus und muss dazu auch den zweiten Weg kreuzen. Ich fahre mit und als der Überläufer den schmalen Weg überfällt, ziehe ich zum zweiten Mal durch. Ohne zu zeichnen stürmt er weiter und entschwindet meinem Blick. Gleich darauf geht ein wahres Feuerwerk der Schützen los, die an der lang gestreckten Dunkelbrücke zum Staatswald angestellt sind.
Frustriert hoffe ich auf weiteren Anlauf. Wieder aber queren nur einige Rehe den Pfad, bevor Hunde und Treiber unter der Leitung von Zoltan erscheinen. Er sieht mich fragend an. Ich deute in die Richtung des Anschusses. Einige Treiber folgen der Fährte und sammeln sich nach etwa dreißig, vierzig Meter in der Senke. Ich kann nur ihre Oberkörper sehen.
Ja! Sie schleppen etwas heraus. Eilig verlasse ich die Kanzel. Sauberer Kammertreffer. Schweiß vom Ausschuss ist sogar in eineinhalb Meter Höhe auf dem dahinterliegenden Stangenholz zu sehen.
Sieben Sauen werden verblasen. Die Ballerei - so erzählt Peter mir beim Schüsseltrieb - hat fünfzehn Sauen gegolten, die westlich von mir zur Dunkelbrücke ausgebrochen sind. Südwestlich hatte Ernst ebenfalls Anlauf, er hat jedoch gefehlt. Die Hunde haben offenbar eine Rotte gesprengt. Die Bache, die mich im Norden passiert hat, hat Peter erlegt - am Ende des Triebs, wo er schon oft erfolgreich war.
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Horrido! |