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2. Dezember 2006 [Bakonysarkany] Der Mond verbirgt sich hinter dichten Wolken. Kein Schnee auf den Feldern. Es ist stockfinster. Den Kragen hochgezogen, die Pelzmütze im Gesicht, die Hände in den Taschen des Rocks vergraben lehne ich reglos an der Brüstung des Zweier-Sitzes. Mit meist geschlossenen Augen lausche ich seit über einer Stunde in die Dunkelheit. Kein Laut, der auf Haarwild schließen läßt. Zuweilen tauche ich in einen Dämmerzustand ein. Gleichmäßig fließen Bilder ohne Zusammenhang an mir vorüber. Als meine Enkel erscheinen, überströmt mich ein Gefühl tiefer Zärtlichkeit. Ich halte die Bilder an, will verweilen und kehre zurück an die Oberfläche des Bewußtseins. Es dämmert. Mithilfe des Glases gewinnen helle und dunkle Flecken allmählich Konturen. Die Kirrung für die Sauen in der Mitte des Wildackers wird sichtbar. Sie scheint seit gestern unberührt.
Ein unwiderstehliches menschliches Rühren zwingt mich vom Hochsitz herab. Zum allerdümmsten Zeitpunkt! In Zeitlupe und nahezu geräuschlos gelingen mir Abstieg, Erleichterung und erneuter Aufstieg.
Wieder bereit, glase ich die heller werdende Umgebung ab. Nichts. Ich lasse das Glas sinken.
Da! Aus dem Nebel löst sich eine Gestalt mit mächtigem Kopfschmuck und hält auf die Kirrung zu.
Ein Rothirsch? --- Ein Damhirsch! --- Aber die rechte Stange --- bizarr --- enorm lang --- Ein verheddertes Büschel aus Pflanzen? --- Ein Bündel an Schnüren, wie achtlose Feldarbeiter sie herumliegen lassen? --- Draht! --- Ein dichter Wickel Draht!
Ich spanne und steche ein. Der Schaufler verhofft. Windet. Mich kann er nicht wittern, ich habe Wind im Gesicht. An der Kirrung scheint ihn etwas zu stören. Er kehrt um, zieht, zögert, steht breit.
Er quittiert die Kugel mit einem kaum merklichen Einknicken der Vorderläufe. Er strafft sich, wendet, geht. Stockt. Senkt das Haupt. Wendet erneut. Geht. Stockt. Ich trage ihm eine zweite Kugel an. Er fällt.
Als ich mich Minuten später nähere, atmet er schwer. Ich erstarre. Sein Auge bricht. Ich komme mir sehr schlecht vor. Beide Kugeln aber im Leben. Erneut erfahre ich, wie schusshart Damhirsche sind.
Die Enden der Schaufeln sind abgescheuert. Der Hirsch hat vergeblich versucht, das Geflecht loszuwerden. Er hat den eisernen Draht nur fester gezurrt. Ich muss Schlinge für Schlinge abzwicken. |
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