22. Feber 2007

[Bakonysarkany] Länger als erhofft hat der Workshop in Wien gedauert. Als ich ankomme, ist es längst dunkel. Der Abendansitz fällt aus. Der Himmel ist bedeckt, aus Südost weht ein kräftiger Wind. Zu warm auch hier für die Jahreszeit. Kein Schnee.

Eine Stunde später sitze ich am Feuer, blättere in der Deutschen Jagdzeitung und entscheide mich, die im Vorjahr ausgefallene Elchjagd in Estland erneut zu buchen. Namibia? Vielleicht ein andermal.

Da klingelt das Mobiltelefon. "Willst du einen Überläufer schießen?" höre ich Peter flüstern. Ich habe ihm meine Ankunft avisiert, er ist offenbar noch draußen. "Wo?" flüstere ich zurück, obwohl dazu nicht der geringste Anlass besteht. "Eine Rotte ist zum Teglihazy gezogen. Ich warte beim Vierersitz auf dich."

Die Chance, zu Schuss zu kommen, veranschlage ich gering. Es ist stockfinster und bis wir zum Teglihazy kommen ist die Rotte vermutlich über alle Berge. Dennoch schlüpfe ich eilig in die Jacke, packe Stock, Rucksack und Waffe ins Auto und starte den Landcruiser. Wer weiß. Und überhaupt. Ich bin zur Jagd gekommen, nicht zum Lesen.

Der einst gut befahrbare Feldweg ist von überschweren Traktoren zerfurcht. Achtzig Zentimeter breite Reifen mit mächtigen Stollen haben tiefe Rinnen und hohe Grate hinterlassen, die wirr durcheinander laufen. Der Wagen schlingert hinauf zum Wald. An einigen Stellen sind die Grate gefährlich weich. Nur nicht in die tiefen Lehmpfützen rutschen, die da und dort im Scheinwerfer auftauchen!

Beim Einser stelle ich den Wagen ab und mache mich auf den Weg. Fünfzehn Minuten später winkt Peter mit dem leuchtenden Handy von der vereinbarten Stelle und ich winke zurück.

Bis zur Kuppe oberhalb des Teglihazy-Felds dauert es weitere zehn Minuten. In Zeitlupe schieben wir uns am Waldrand vor, bis wir Blick auf die Mitte des Feldes haben. Unscharf von der dunklen Umgebung abgehoben, steht die Rotte in drei undefinierbar großen Klumpen an den Kirrplätzen.

Gegen den Wind nähern wir uns der nächsten Gruppe langsam bis auf etwa fünfzig Meter. Wir lassen uns nieder. Ich nehme die kneeling unsupported position nach dem Field Manual 23-10 ein. Die Sauen stehen so eng, dass ich Mühe habe, den kleinsten Schattenriss in´s Visier zu nehmen und drauf zu bleiben. Es dauert, bis das Stück frei und breit steht.

Das Mündungsfeuer nimmt mir jede Sicht. Ich weiß nicht, ob ich getroffen habe. Peter setzt das Glas ab: "Liegt". Ich bin nicht sicher. Umso größer meine Erleichterung und Freude, als das Stück tatsächlich am Anschuss liegt. Eine Überläuferbache. Die Kugel ist knapp hinter dem rechten Blatt eingedrungen und durch das linke Blatt etwas tiefer ausgetreten.

Im Jagdhaus stoßen wir mit einem Gläschen Grappa an, bevor wir uns an eine späte Jause machen.


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