9. 8. 2011 | Bockbrunft | |||
Der Brunftbetrieb wird durch einen speziellen Duftstoff, den das weibliche Rehwild absondert, ausgelöst. Böcke, die nicht unmittelbar mit Ricken zusammenstehen oder die nicht von weiblichen Stücken aufgesucht werden, verfolgen ähnlich wie ein Schweißhund mit tiefer Nase die Fährte einer brunftigen Ricke. Und dabei wird, je nach Bestand und Revierstruktur, das ursprüngliche Territorium deutlich erweitert. Berühren Böcke dabei die Reviere anderer, so kann es bei gleicher Stärke unter Umständen zu heftigen Auseinandersetzungen kommen. Bei Annäherung des Bockes flüchtet in der Regel das weibliche Stück, so daß es zu einer Hetzjagd kommt, dem bekannten Treiben. Dieses Treiben kann auch über mehrere Kilometer gehen, und es wird oft von dem recht lauten Keuchen des Bockes begleitet. Bei einem Halt bewindet meist der Bock ausgiebig den Schürzenbereich der Ricke, worauf oft das Treiben, jetzt in immer enger werdenden Kreisen, fortgesetzt wird. Die Spuren dieses kreisförmigen Treibens in der Bodenvegetation sind die bekannten Hexenringe. Je mehr Böcke im Revier sind und je heißer die Tage, desto reger ist der Brunftbetrieb. Weibliches Rehwild ist etwa drei bis vier Tage brunftig. Der Bock reitet auf, und es kommt zu einem sehr kurzen Beschlag. Allerdings kann es bis zu 20 Mal wiederholt werden. Der Bock ist nach der Brunftzeit stark mitgenommen und ruht häufig erschöpft im Gras, während die Ricke ruhig daneben äst oder zieht sich mehrere Tage in die Walddichtung zurück. Dadurch haben auch die jungen Böcke die Gelegenheit, die eine oder andere Gais zu beschlagen.
http:// Wenn der Rehbock sich nun den verlockenden Duft des ewig Weiblichen sozusagen "reinzieht" und auf dem Lecker zergehen lässt, wird dem Gehirn via Riechschleimhaut bevorstehend Erfreuliches gemeldet. Das Gehirn reagiert blitzartig und veranlasst eine vermehrte Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron... Unter der Wirkung des folgenden Hormonstoßes lässt der Bock jegliche Vorsicht und Vernunft fahren. Das gleich gilt, wenn der Bock durch akustische Signale von der Beschlagsbereitschaft einer Geiss erfährt. Gundula Thor, Wildbiologin
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[Bakonysarkany] Das Feld liegt brach in der Abendsonne. Der Schatten des Waldes wird es bald überfluten. Hinter dem Horizont brummt immer noch der Traktor mit der Strohballenpresse. Als die Sonne hinter die Wipfel sinkt, weichen die harten Kontraste dem grauen Licht der Dämmerung. Zwei Damtiere und ein Kalb ziehen rechts von mir aus. Sie bewegen sich äsend nach Süden, bis sie hinter einer Bodenwelle ausser Sicht geraten. Ein Bock... ein Jahrling. Eilig quert er das Feld und verschwindet im Windschutzgürtel. Ich warte einige Minuten. Dann beginne ich zu blatten. Schon nach dem ersten Fiepen Bewegung: ein Bock kommt von links auf etwa sechzig Meter heran. Zu jung, auch ohne Glas ist das erkennbar. Ich rühre mich nicht, bis er abzieht. Ein Tier tritt rechts von mir aus und zieht wenige Meter entfernt an mir vorbei. Ein Kalb folgt. Etwa dreihundert Meter entfernt sichte ich einen Bock mit hoher Krone. Er reagiert nicht auf mein Blatten. Ungerührt bummelt er in die Gegenrichtung. Allmählich wird es dunkel. Der Mond steigt auf. Noch einmal führe ich den Blatter zum Mund. Erneut Bewegung von links. Wieder der junge Bock... nein... es ist ein anderer... älter... er hat höher auf... ist stärker im Träger, im Rumpf... es ist aber nicht der, den ich vorher angeblattet habe... nun ist er etwa hundert Meter entfernt... er verhofft... steht breit... Nach dem Schuss springt er ab... hält inne... fällt... schlägelt... liegt. Ich wünschte, er wäre älter, als es nun den Anschein hat. "Vier Jahre" schätzt Zoltan, als er ihn am nächsten Morgen abholt.
Am Nachmittag treffen Fred und F. ein. Auch sie haben schon beim ersten Ausgang am Abend Weidmannsheil. F. erlegt einen sehr interessanten, alten Spiesser, Fred einen mittelalten Bock. Am Morgen blattet C. vom selben Ansitz aus wie ich zwei Abende zuvor. Mit dem Glas beobachte ich die Szene aus etwa vierhundert Meter Entfernung. Ein Bock nähert sich... C. schiebt die Waffe über die Brüstung... der Bock zuckt zusammen, dann erst höre ich den Knall. Der Bock springt ab und verschwindet aus meinem Gesichtsfeld. Getroffen? Gefehlt? Mein Handy brummt. "Er liegt" sagt C., "ich sehe ihn aber nicht." - "Bleib sitzen und weise mich ein, ich komme gleich mit dem Wagen." In Schlangenlinien gehe ich die Richtung ab, die C. mir weist. Da liegt er schon: ein starker Bock, doch auch eher vier- als fünfjährig. C. gibt mir den Blatter zurück. Er hat zum ersten Mal geblattet und ist verblüfft über die Wirkung des "Pfeiferls". - In der Brunft sind Böcke halt am leichtesten zu erlegen: Trieb siegt über Vorsicht. Alles Leben ist Chemie. |
Horrido! |