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14. April 2006 [Bakonysarkany] Hinter dem Hochsitz raschelt es. Ich erstarre. Ein Reh? Nein, das Laub wird von Pfoten bewegt. Ein Hase? Jetzt raschelt es rechts. Ohne den Kopf zu wenden schiele ich durch die Ritzen der roh gezimmerten Seitenwand. Ein Fuchs. Nun überfällt er den Pfad und schnürt die Hecke entlang. Geräuschlos lange ich nach der Büchse und nehme ihn ins Visier. "Gs-Gs!" Er fährt herum, steht breit, die .30-06 rumst. Reglos bleibt Reineke im Feuer. Wenn doch ebenso unverhofft eine Sau käme! Bestenfalls aber werde ich wohl ein Reh erlegen. Der Winter war lang. In großen Teilen des Reviers bestehen die Felder noch aus nackter Erde. Früher war das nicht schlimm. Seit sie eine flächenbezogene Förderung der EU kassieren, lassen die Pächter beim Ackern jedoch keinen Zentimeter Rand zu den weit auseinanderliegenden Hecken. Kaiblinger hat sogar die Dickung bei Aka blank gerodet, um die Anbaufläche zu vergrößern. In Aka wird kein Hirsch mehr röhren. Die Wildackerstreifen und die Fahrwege entlang der Hecken sind verschwunden. Heute morgen hab ich den Jeep von Claus mit dem Landcruiser auf festen Boden ziehen müssen. Das Wild findet zur Zeit kaum Äsung ausserhalb des Waldes. Kein Wunder, dass ich gestern nur einen IIer-Bock und eine Geiß, heute nur einen Hasen in Anblick hatte. Erst am Nachmittag hab ich beim Teglahazy auf über zweihundert Meter zwei Jahrlinge und ein Schmalreh gesichtet. Wenn sie im Lauf der nächsten Stunde erneut austreten, bin ich von hier aus näher am Geschehen. In Komarom geht heute der Bock auf, weil der 15. April auf den Samstag fällt. Gegen 1915 Uhr kommen sie wie erhofft um die Ecke. Ein Sechser und ein Gabler, beide über Lauscher hoch, beide im Bast. Und das Schmalreh. Entfernung etwa hundert Meter. Sie bummeln heran, tollen herum. Das Schmalreh zeigt mir entweder den Spiegel oder steht spitz oder schräg oder vor oder hinter einem der Böcke. An die zehn Minuten folge ich seinen Bewegungen mit dem Fadenkreuz, bis ich das Züngel ziehe. Die unerfahrenen Böcke sind verwirrt. Sie springen nicht ab. Zögerlich ziehen sie ein und zwingen mich länger als üblich mit dem Abstieg zu warten. Ich rufe Fred an, aber Lisbeth hebt ab: er hat das Handy im Jagdhaus liegen gelassen. Ich muss das Reh allein transportieren. Der Landcruiser steht einen Kilometer entfernt oben an der Straße beim Braunen Kreuz. Ich schleppe das aufgebrochene Stück in der Dunkelheit bergauf über die sumpfige Wiese, sinke immer wieder über die Knöchel ein, quere quatschnasse Ackerschollen, zwänge mich durch eine Hecke, schürfe mir an einer Schlehe die Arme auf - Hemd, Pullover und Jagdrock stecken im Rucksack - und lange verdreckt und ausgepumpt am Straßenrand an. Ich klinke die Bergeleine aus und wanke mit Waffe und Rucksack zum Auto, wo Fred arglos auf mich wartet. Die Schüsse hat er gehört, aber mißdeutet. Wir fahren zum Stück, laden es in die Wanne und hängen es später in der Akazie vor dem Jagdhaus hoch genug vor den Hunden auf. Hans, der Gangl-Wirt, wird mir das Reh für die eingeladenen Jagdfreunde nächste Woche zubereiten. Lieber hätte ich ihnen eine Sau zur Feier meines Sechzigers geschossen. Aber so ist die Jagd halt. |
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