20. 5. 2011 | Der Akazienbock | |||
Der erste botanische Name der Robinie war Acacia americana vulgaris. Diese Bezeichnung verdeutlicht, wo der Baum ursprünglich zu Hause war: Das östliche Nordamerika mit seinen waldreichen Zonen entlang der Appalachen ist die Heimat der Robinie. Hier fühlt sie sich im kontinental geprägten Klima mit über 100 frostfreien Tagen im Jahr besonders wohl. Aber auch außerhalb dieses geschlossenen Verbreitungsgebietes in Pennsylvania, Nord-Georgia und westlich des Mississippis ist die Robinie heute in den gesamten USA und in Mexiko zu finden. Denn obwohl die Robinie im gemäßigten warmen Klima sehr gut wächst, hat sie auch die Fähigkeit, sich ungünstigeren Bedingungen anzupassen. Selbst Trockenheit oder schlechte Böden halten diese Baumart nicht davon ab, sich anzusiedeln. Nach Europa kam die Robinie bereits am Anfang des 17. Jahrhunderts. Der französische Hofgärtner Jean Robin ließ sich die Baumsamen aus Virginia mitbringen und siedelte den Baum in den königlichen Gärten von Paris an. Aufgrund der Schönheit ihrer üppigen weißen Blütenstände und der gefiederten Blätter wurde die Robinie schnell in ganz Europa beliebt. Hier war sie in erster Linie eine Zierde in den Parks oder ein attraktiver Alleebaum. Schließlich vergab der schwedische Naturforscher Carl von Linné 1735 in seiner Systemae naturae, der Grundlage der modernen biologischen Systematik, den Gattungsnamen Robinia pseudoacacia. Mit dem Namen Robinia wollte Linné an eben jenen Jean Robin erinnern, der den Baum als erster in Europa kultivierte. Hinter dem zweiten Begriff pseudoacacia verbergen sich bis heute einige Mißverständnisse. Linné bezeichnete die Robinie nur deshalb als Pseudoakazie (Falsche Akazie), weil sie aufgrund der besonders geformten Blätter und traubenförmigen Blütendolden an die echte Akazie erinnert. Zwar gehören beide Bäume der Familie der Hülsenfrüchtler an, aber zu dieser Familie zählen noch weitere 17.000 Arten., so daß eine enge Verwandtschaft nicht unbedingt nahe liegt. --- In Europa wurde die Robinie vor allem in den Balkjanländern sehr bekannt. Auch hier konnte der Baum erfolgreich eingesetzt werden, um stark geschädigte Erosionsflächen wiederzubeleben. Heute hat die Robinie dort ihre zweite Heimat gefunden und nimmt eine größere Fläche ein als im gesamten übrigen Europa. Ungarn belegt mit der Robinie flächenmäßig den ersten Platz. Hier wurde der Baum zwischen 1710 und 1720 zum ersten Mal angepflanzt und ist bis heute einer der weitverbreitetsten "exotischen" Bäume. Zunächst fand sich die Baumart vor allem in der Nähe von Bauernhöfen, da mit der Robinie fast der gesamte Holzbedarf - vom Brennholz über Pfähle bis zu Werkzeugstielen - gedeckt werden konnte. Heute sind insgesamt fast 25 Prozent der ungarischen Waldflächen mit Robinien bedeckt. Der Plantagenanbau ist hier ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. 268.000 Hektar Fläche zählt der Robinienbestand. Das Holz wird entweder in der inländischen Industrie oder Landwirtschaft genutzt bzw. ins Ausland exportiert. Gleich hinter Ungarn nimmt Rumänien den zweiten Platz auf der Robinienrangliste ein: Die Robinie ist hier auf 191.000 Hektar Fläche verbreitet und hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. http://www.robiniainvest.de
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[Bakonysarkany] Die weißen Wolken der Akazienblüten schweben über den Gehölzen, die seit je als Windschutz zwischen den weitläufigen Feldern dienen. Das Wild nützt sie als Einstand und als Dunkelbrücken von einem Wald zum anderen. Wieder habe ich mehr Rot- und Damwild als Rehwild gesichtet. Als ich vor etwa zehn Jahren erstmals in Bakonysarkany ansass, zogen im Umfeld des Einsersitzes am Morgen oft zehn bis fünfzehn Rehe ein. Heute kann es passieren, dass du kein einziges siehst, öfter aber ein Rudel Kahlwild. Die Äsung war damals vielfältiger. Nicht nur Mais, Sonnenblumen und Weizen wurde gebaut, sondern auch Gerste, Hafer, Hirse, Raps, Dinkel. Vor allem aber gab es einige Wildäcker, eine große, staudenbewachsene Pferdeweide und vielfach Grasstreifen zwischen Wald und Feld. Heute erstrecken sich gut gedüngte, steril gespritzte Monokulturen von einem Wald- und Heckenrand zum anderen. Bleiben die Rehe nun in den Wäldern oder schrumpft ihr Bestand tatsächlich zugunsten des häufiger sichtbaren Rot-, Dam- und Schwarzwildes? Drei reife Böcke an drei verschiedenen Stellen habe ich seit vorgestern ausgemacht. Herangekommen bin ich freilich weder an den, der beim Zweiersitz seinen Einstand hat, noch an jenen, den ich vom Weidensitz aus wenige Sekunden in Anblick hatte. Es sind vorsichtige, ältere Böcke, die kaum ausziehen. Zu hören und zu sehen sind sie fast nur, wenn sie Jahrlinge vertreiben, die auf Suche nach einem unbesetzten Einstand sind. Den dritten Bock habe ich gestern in der Morgendämmerung in etwa dreihundert Metern Entfernung erblickt. Er ist in Begleitung einer beschlagenen Geiß in den zweiten Windschutzgürtel eingezogen. Er sah mehrjährig aus, genauer ansprechen aber konnte ich ihn nicht. Es ist 0415 Uhr. Die offene Kanzel ist mein Ziel, die sich etwa auf Höhe des beobachteten Einzugs befindet. Langsam nähere ich mich dem Ansitz. Das hoch stehende Kraut um den selten bestiegenen Sitz raschelt, als ich die Leiter erreiche. Da meldet sich der Bock mit erzürnter, tiefer Stimme. Er ist sehr nahe, springt aber nicht ab. Er hat mich nicht im Wind. Geräuschlos besteige ich den Sitz und verhalte mich absolut ruhig. Fünf Stück Rotwild stehen im Feld. Der Bock schweigt. Eine halbe Stunde später meldet er sich wieder aus unmittelbarer Nähe. Er zieht nicht ab. Es knistert hinter mir. Ich höre den Knurrlaut, den vorsichtige Böcke vor dem Auszug von sich geben, um zu testen, ob er irgendeine Reaktion auslöst. Dazu stehen sie oft lange reglos im Unterholz, um dann wie hingezaubert an seinem Rand zu erscheinen. In Zeitlupe hebe ich die Beine über das Sitzbrett, um mich verkehrt zu positionieren. Nun habe ich durch den Einstieg Sicht auf den Boden und auf die Sträucher hinter dem Sitz. Ich drehe das Zielfernrohr zurück und stelle es scharf auf wenige Meter. Ein Äser wird sichtbar, der am Blattwerk nascht. Dann erscheint das Haupt. Es trägt eine Krone mit... ja, mit wie vielen Enden? Ein Abnormer. Der Bock knabbert vertraut am Kerbel und zieht dabei unter den Hochsitz. Zwischen den Brettern sehe ich hin und wieder Teile seiner Decke. Tritt er ins Freie? Nein, er bleibt in Deckung und tut sich an den Kräutern des Feldrands gut. Nach fünf bis zehn Minuten wendet er. Als er unterhalb des Einstiegs in voller Länge sichtbar wird und zurück ins Unterholz schlüpfen will, kracht die Büchse. Er bleibt im Feuer. Ein schwerer, ungerader Achter. Die Stangen wachsen ihm hoch, wild und knorrig aus dem Haupt wie die Äste eines Akazienbaums. Dem linken Vorderspross fehlt die Spitze. Bei näherer Betrachtung sehe ich, dass auf der rechten Stange ein fünftes Ende abgebrochen ist. Also eigentlich ein ungerader Zehner.
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Horrido! |
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