9. 8. 2007   Vom Großen Turm  
       


Wappen von Hinterstoder

Die drei Bergspitzen verweisen auf die geographische Lage: das Stodertal wird umschlossen von der Spitzmauer, vom Priel-Stock und der Warscheneck-Gruppe.

Die mit dem Tatzenkreuz besteckte, gestürzte Mondsichel ist aus dem Wappen des ehemaligen Kollegiatstiftes Spital am Pyhrn übernommen. Dieses seltsame, aber sprechende Symbol stammt aus der Zeit der Kreuzzüge:

In der Beschreibung des Wappens der deutschen Gemeinde Ruppichterrot heißt es: "Die Symbole im Wappen, das Malteser- bzw. Johanniterkreuz, der Halbmond und die siebengliedrige gesprengte Kette knüpfen an die Geschichte des Ritters von Broel an, der sich im zweiten Kreuzzuge 1190 in Regensburg unter der Führung von Kaiser Barbarossa stellte... Das Kreuz steht auf der Mondsichel, um den Kampf der Christianität im Kreuzzuge anzudeuten. Seine Form entspricht dem Zeichen des ältesten geistlichen Ritterordens: Der Bruderschaft des Hospitals des heiligen Johannes von Jerusalem."

Dazu paßt die Geschichte von Spital am Pyhrn laut Wikipedia: Während des 3. Kreuzzuges gründete Bischof Otto II. von Bamberg 1190 beim Hof am Fuß des Pyhrn ein Hospital, das er einer Laienbruderschaft übergab. Durch große adelige Schenkungen aus dem 13. Jahrhundert umfasste die Grundherrschaft bald große Teile des Beckens von Windischgarsten und Stoder. Der "Hospitaler" war lange ein wichtiger bambergischer Amtsträger. Das Hospital wurde 1418 in ein Kollegiatstift mit einem Dechanten an der Spitze umgewandelt und erlebte im ausgehenden Mittelalter eine große kulturelle Blüte.


Gamswild

Das Gamswild gehört zur Familie der gemsartigen Tiere, wie die in Alaska beheimatete Schneeziege. Diese robuste Tierart ist perfekt an ein Leben im Gebirge angepasst und bewohnt die Alpen sowie andere europäische Hochgebirge (Pyrenäen, Apennin, Abruzzen, Tatra, Karpaten, Balkan, Kaukasus). Die Hufe sind klobig mit hartem Rand und weichem Ballen. Im Sommer, wenn sich die Schalenränder am Fels abschleifen, findet die Gämse mit der weichen Sohle guten Halt. Im Winter verhilft die scharfe Kante zu sicherem Tritt auf vereisten Flächen. Die Hufschalen sind gegeneinander sehr beweglich. Bei normalen Gang werden sie parallel zueinander aufgesetzt, bei Flucht, Schnee oder in steilem Gelände sind sie stark gespreizt. Die Afterklauen, zwei kleine zurückgebildete Zehen hinter den Hufen, werden vor allem beim Abwärtsgehen als Bremse eingesetzt; sie hinterlassen nur in weichem Boden einen Abdruck.

Gämsen bewegen sich zwischen 700 bis 3500 m in Bergwäldern, felsigen Steilhängen, in der Kieferregion und in Geröllhängen oberhalb der Baumgrenze. Im Sommer in den Hochlagen oberhalb der Baumgrenze, im Winter in tieferen Lagen. Oberösterreich ist ein Randverbreitungsgebiet, dessen Verbreitungsfläche gegen Ende des 20. Jahrhunderts zunahm. Gamswild findet man vor allem in den Bezirken Steyr, Kirchdorf, Gmunden und Vöcklabruck.

Gamswild darf in der Regel nur in Begleitung eines Pirschführers gejagt werden. Bei der Gamsjagd ist Bergerfahrung, eine gute Ausrüstung, eine genau schießende Waffe und eine rasante Patrone wie z.B. die 6,5 x 68 erforderlich.


Aus dem Alpenvereinsführer Totes Gebirge

Großer und Kleiner Turm - H. Thallinger, Ge. Rabeder, D. Nies, B. Steiner, 1968, V. 3Std.

Von der Baumschlagerreith über einen Jagdsteig in das Turmtal und mühsam empor zum Fuß der Türme (3 Std.). Über einen Gamssteig in den Sattel östl. des Kleinen Turmes und nach links unter dessen schmale Ostwand. Durch einen zum Teil überhängenden Riss 50 m empor auf den Kleinen Turm (mehrere H, V).

Leicht hinab in den Sattel zwischen den beiden Türmen. Die Ostwand des großen Turmes wird an der linken Kante erklettert: durch seichte Plattenrisse 2 SL empor (III), dann nach links zu Stand. Gerade über eine Platte (IV, H) empor auf einen Absatz. Schräg links über leichte Schrofen zum Gipfelblock (Erstbegeher).

Abstieg: vom Gipfel nach Norden auf ein Band hinab nach Westen an den Abbruch der Westwand. Auf einem schrägen Band nach rechts abwärts zu Abseilhaken und in zum Teil freier Abseilfahrt (30 m) zum Fuß der Wand. Über leichte Schrofen etwas ansteigend und nach links hinab in das Turmtal.

[Wir haben es vorgezogen, die Türme von der Rückseite zu besteigen...]


Die Wildererschlacht von Molln [Wikipedia]

Die Zeit des Ersten Weltkriegs war aufgrund der totalen Lebensmittel- und Rohstoffblockade durch große Not gekennzeichnet. Auch nach dem Krieg besserte sich das Elend kaum, Arbeitslosigkeit und Hunger erwartete die Heimkehrer. Die Jagdinhaber wurden von der oberösterreichischen Landesregierung sogar aufgefordert, das überschüssige Wild abschießen zu lassen, um den Hunger der Bevölkerung zu lindern, was jedoch nicht verwirklicht wurde.

Der Wilddiebstahl nahm nun notgedrungen stark zu, was zu einer Brutalisierung in der Auseinandersetzung zwischen Jägern und Förstern einerseits und den Wilderern andererseits führte. Vorläufiger Höhepunkt in dieser Entwicklung war der Mord am gräflich Lambergschen Förster Johann Daxner und gipfelte schließlich in der “Wildererschlacht von Molln" am Abend des 14. März 1919.

Nach einer Befreiungsaktion am Bahnhof von Grünburg, bei der einige verhaftete Wilderer, unblutig aber gewaltsam, aus den Händen der Gendarmerie befreit wurden, wurden am Abend des selben Tages im Gasthof Dolleschal in Molln drei unbewaffnete Wilderer sowie ein Gendarm getötet und ein weiterer Wilderer in seinem Bett liegend erstochen.

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[Weißenbachtal / Hinterstoder] Ausgepumpt hocke ich am Gamssteig vor dem Großen Turm. Ich nehme einen Schluck aus der Wasserflasche. Herbert schaut oben nach, ob mittlerweile eine passende Gams in Schussweite gekommen ist.

Nach dem Aufstieg von der Hütte sind wir heute Vormittag am Großen Turm angesessen. Ein passendes Stück haben wir nur in rund 500 Meter Entfernung zu Gesicht bekommen. Nach etwa 90 Minuten sind wir aufgebrochen. Herbert hat den Einstieg zu einem windgünstigen Pfad zum Gebirgskamm gesucht. Er hat ihn nicht gefunden. Wir sind immer weiter hinunter gekommen und schließlich wieder aufgestiegen. Dann haben wir die Suche auf einem anderen verwachsenen Gamspfad wiederholt. Erneut vergeblich.

Rund 100 Höhenmeter sind wir in schwierigem Gelände hinunter, herauf, wieder hinunter und wieder herauf geeilt. Ich verstaue die Flasche im Rucksack. Herbert kommt zurück. Der Nebel hängt im Turmtal in der Höhe von 1700 bis 1800 Meter. Keine Sicht vom Großen Turm. Er schlägt vor, auf dem vertrauten, aber längeren Pfad zum Kamm aufzusteigen. Er läßt seine Büchse zurück und nimmt mir meine ab. Ich schlage es ihm nicht ab.

Als wir nach flottem Aufstieg den Kamm auf rund 2000 Meter erreicht haben, hat uns der Nebel eingeholt. Wir beschließen, am Rand des Kars eine Zeit lang liegen zu bleiben. Der Nebel scheint sich weiter zu lichten. Nach etwa zwanzig Minuten haben wir freie Sicht. Keine Gams heroben, aber weit unten, auf der Glinz-Alm, gegenüber vom Großen Turm, da liegen und äsen fünf Gams, nein, sieben... oder noch mehr?

Rasch wieder hinunter, zurück und hinauf auf den Großen Turm...

Vor der freien Stelle auf der Zinne, die wir zum Ansitz am Felsen queren müssen, machen wir halt und glasen. "Drei... nein, vier Einser-Gaisen, alle mit Kitz" kommentiert Herbert. Rasch queren wir die kritische Passage, nehmen Platz und richten uns mit langsamen knappen Bewegungen ein.

"Vielleicht taucht eine nicht führende Gais aus der Deckung auf" meint Herbert. Er hat die Schussweite ausgemessen. Dreihundert Meter Luftlinie bis zur Glinz-Alm. Ich lege versuchsweise an. Ich habe meine .30-06 auf hundert Meter mit vier Zentimeter Hochschuss eingeschossen. Theoretisch müßte ich 34 cm über den Zielpunkt halten. Aber die dünnere Bergluft, der Aufwind... "Ich werde nicht schießen" sage ich zu Herbert.

"Meine Blaser ist auf 280 Meter eingeschossen" bietet er an. Ich zögere. Mit einem fremden Gewehr? Ohne Probeschuss? Herbert entfernt die Patrone aus dem Lauf und reicht mir seine Büchse. "Sie ist nicht einzustechen, sie hat einen Feinabzug. Den Schuss kommen lassen, nicht reissen!" Ich nehme ein Stück zur Probe ins Visier und ziehe den Abzug durch. Es ginge.

Herbert schiebt die Patrone wieder in den Lauf. "Winchester Short Magnum Kaliber .270. Rasantes Geschoss, wenig Rückstoß. Hoch anhalten" erklärt er. Ich richte mich ein. Mein Puls ist mittlerweile wieder ruhig, aber ich umwickle auf Herberts Rat den quergestellten Zielstock mit einem Pullover und lege auch den Kolben auf. Bei dieser Entfernung ist jeder Pulsschlag eine Garantie zum Fehlschuss.

Eine weitere Gais betritt die Szene. Allein. Sie zieht zur Sulz, und schlägt zwei Kitze ab, die sich nähern. "Einser-Gais, nicht führend" senkt Herbert das Spektiv. "Die nehmen wir." - An die dreißig Minuten steht die Gais spitz hinter dem Pfahl. Ich gehe hin und wieder aus dem Anschlag, um mich nicht zu verkrampfen.

Plötzlich und ohne ersichtlichen Grund bricht das Scharl auf. Alle Stücke ziehen zur Deckung. Die anvisierte Gais geht als letzte ab. Endlich zeigt sie Breitseite, aber sie zieht ohne stehenzubleiben. Ich fahre mit. Gleich hat sie die Lärchen erreicht. Herbert stößt einen Pfiff aus. Sie zieht weiter. Herbert pfeift noch einmal. Für den Bruchteil einer Sekunde hält sie inne, das Haupt ist bereits hinter den Lärchen. Da ziehe ich durch.

Die Gais sackt zusammen, kollert einige Meter den Hang hinunter... liegt... bleibt liegen... bleibt... liegen! Herbert umarmt mich und ist voll des Lobes. Ich bin mehr erleichtert als stolz. Gemeinsam machen wir uns auf zur Bergung. Es dauert eine halbe Stunde, bis wir das das Turmtal, das tiefe, steile Kar zwischen dem Großen Turm und der Glinz-Alm, umgangen haben.

Der Einschuss liegt im Haltepunkt, knapp hinter dem Blatt. Die Wirbelsäule ist durchschlagen. Uff. Nur Zentimeter liegen zwischen "Meisterschuss" und Patzer. Die dünne Bergluft und der Aufwind bieten für diesen Treffer die tröstlichste Erklärung: Herbert hat die Büchse im Tal eingeschossen.

Ich sehe hinüber zur Spitze des Großen Turms. Die Weite ist enorm. Das Foto mit Herbert, Asso und der Gais im Vordergrund vermittelt davon einen Eindruck.

Herbert zählt die Horntüten. Er zählt ein zweites und ein drittes Mal, dann ist er sicher: "Fünfzehn Jahre" sagt er.

Eine gute Stunde später erreichen wir die Hütte. Wir hängen die Gams an den Aststumpf einer Fichte, waschen uns im Trog und wechseln die durchgeschwitzte Wäsche und Oberbekleidung. Dann genießen wir die Jause.

Wir sprechen über das Revier, über den Abschussplan und die Kosten, über unsere Berufe und über unsere Familien.

Herbert stammt aus Molln. Sein Urgroßvater war 1919 an der sogenannten "Wildererschlacht" beteiligt. Noch heute sei dieses Ereignis in Molln emotional stark besetzt. Viele Familien seien stolz auf Vorfahren, die in der damaligen Not die Jagd als Wilderer betrieben und ihr Leben dafür eingesetzt haben.

Später fahren wir zur unteren Hütte. Es hat zu regnen begonnen. Karl und Martin kommen gerade von der Rehpirsch zurück. Karl, der Jagdherr, freut sich, dass sein Jagdgast auf Anhieb erfolgreich war und eine so gute Gais zur Strecke gekommen ist. Ich freue mich auch. Am heutigen Erfolg freilich hat Herbert den größeren Anteil.

 

Horrido!