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12. Mai 2007
2000 Uhr. Nach der ermüdenden Abfahrt der neuen Reviergrenzen mit dem Pickup pirschen wir die Hecke entlang zum Ilderwald. Zoltan hält plötzlich inne, dreht den Kopf zu Seite, hebt die Nase, schnuppert. "Schweine!" flüstert er zu mir zurück. Mein Geruchsorgan ist weniger sensibel. Ich rieche nichts.
Leise besteigen wir den Ansitz am Waldrand. Unmittelbar vor uns die Ausläufer der Hecke. In diesem Revierteil gibt es vier dieser so nützlichen Baum- und Strauchhecken. Sie sind bis zu 600 m lang und dienen dem Wild als Dunkelbrücken zum gegenüberliegenden Staatswald. Links davon, zum Graben hinunter, hat Peter Wintergerste angebaut. Rechts steigt heuer eine Wiese an. Ihre Kuppe ist ungefähr 150 Meter entfernt. Das Gras steht kniehoch.
Das Wild, das ich hier im Lauf der letzten Jahre gesichtet habe, war entweder zu weit entfernt oder gerade nicht schussbar. Nur einmal hab ich von hier aus einen Fuchs erlegt, der aus der Hecke in den Wald gewechselt ist. Fred hat mit Laci den vermutlich aussichtsreicheren Ansitz bei der Kirrung gewählt. Meine Hoffnung auf Anlauf ist gering.
Gegen Mittag sind wir von Tata zurückgekommen. Es waren zähe Verhandlungen, bis Fred mit M. und R. handelseins geworden ist. Wir haben eine Kontrollfahrt durchs Revier gemacht, einen zugewachsenen Ansitz freigeschnitten und entschieden, wo wir drei neue Hochsitze aufstellen werden. Seit 1800 Uhr sind wir mit Laci und Zoltan unterwegs.
2040 Uhr. Ich mache Zoltan auf einen Bock aufmerksam, der über dem Graben links in einer Entfernung von etwa zweihundert Meter heranbummelt. Er bleibt auf dieser Höhe und zieht ein, bevor wir ihn in der hereingebrochenen Dämmerung ansprechen können.
2050 Uhr. Ein Schuss zerreißt die Stille. Fred. Ein Bock? Eine Sau? Kein Kugelschlag? Auch Zoltan schüttelt zweifelnd den Kopf. Aber was ist schon eine sichere Wahrnehmung? Als Fred vor zwei Jahren einige Hundert Meter von uns entfernt einen Hirsch beschossen hat, haben weder Leo noch ich den Kugelschlag vernommen. Das Stück lag sauber getroffen nicht weiter als zwanzig Meter neben dem Anschuss.
Auf den Schuss hin schreckt anhaltend ein Bock im Umfeld der Kirrung. Ist er angeschweißt? Kommt er bei uns heraus? Tatsächlich zieht einige Minuten später ein Reh in etwa 300 Meter Entfernung ins Feld. Es hält jedoch nicht auf uns zu, sondern quert die Gerste hinüber zur Hecke. Aus dieser Entfernung ist jetzt nicht einmal mehr auszumachen, ob es tatsächlich ein Bock ist.
2110 Uhr. Es wird Zeit, abzubaumen.
Da, rechts!
Der Schatten eines Keilers im Gras. Hundert Meter. Ich setze mich rittlings auf´s Brett. Keine Auflage für die Schusshand. Ich stemme den Ellbogen gegen die Bretter. Spanne. Steche ein. Die Sau steht spitz. Ich warte. Sie dreht sich. Jetzt steht sie wieder breit.
Nach der Blendung durch das Mündungsfeuer sehe ich, wie die Sau abgeht. Sie verschwindet hinter dem Heckenausläufer, der die Sicht nach rechts beengt. Zoltan lauscht, nickt: "Gut. Tot."
Mit Stirnlampe und Handscheinwerfer suchen wir die Wiese ab. Wir finden die Sau nicht. Inzwischen nähern sich die Scheinwerfer des Pickups. Laci schüttelt den Kopf. Sie haben den Bock nicht gefunden. Er glaubt, dass Fred ihn unterschossen hat. Kugelschlag hat er aber auch bei meinem Schuss nicht gehört. Fred und ich sind tief frustriert.
Laci entschließt sich, Zoltans Hund zu holen. Das wird eine Stunde dauern. Im Jagdhaus trinken wir in trüber Stimmung ein Bier. Ich grüble. Das letzte Bild vor dem Schuss läßt mich nicht los. Ich bin doch gut abgekommen und Zoltan sagt, der Keiler habe gezeichnet. Laci hingegen hat keinen Kugelschlag gehört. Habe ich gefehlt? Angeschweißt? Was habe ich falsch gemacht?
Laci klopft ans Fenster. Wir fahren zurück zum Ilderwald. Zoltan weist uns vom Ansitz aus zum Anschuss ein und setzt dann seinen Rauhhaardackel ab. Betty zieht sofort an und gibt nach wenigen Sekunden Laut. Zoltan ruft. Ich stoße einen Triumphschrei aus.
Der Keiler ist über hundert Kilo schwer.
Den Bock hat Fred offenbar verfehlt, auch Betty kann nichts finden. Am nächsten Morgen auf der Pirsch mit Laci erlegt auch er einen Keiler. Großes Weidmannsheil. Unsere Stimmung hat sich um 180 Grad gedreht. |
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