04. 8. 2017   Im letzten Büchsenlicht  
       

Alte Böcke

Typisch für den reifen Bock ab fünf Jahren ist, dass er sich selten sehen lässt... Abends tritt er aber meist erst sehr spät bei schwindendem Büchsenlicht aus.

Dr. Bartel Klein, ehem. Landesforstpräsident von Sachsen

Ein relativ sicheres Altersmerkmal ist bei reifen, alten Rehböcken das typische Altersgrau, das auf keinen Fall mit der manchmal bei jungen Böcken vorkommenden Grauzeichnung verwechselt werden darf. Bei alten Böcken ist die Graufärbung nie scharf abgegrenzt, sondern immer verwaschen und geht ineinander über.

Wirklich alte Rehböcke, die ihren Zenit deutlich überschritten haben, zeichnen sich vor allem durch eine stumpf wirkende Decke, die fahl gelb gefärbt ist, aus. Das Gesicht verliert seine klare Zeichnung und schwindet ebenfalls in ein stumpfes Einheitsgrau

Beim alten Bock wird oft die so genannte Brille deutlich. Gemeint sind damit die hellgrauen Haare um die Lichter. Der Gesichtsausdruck geht von ernst, mürrisch bis apathisch wirkend. Durch den im hohen Alter stattfindenden Schwund der Muskulatur nimmt die Konstitution ab.

Wildmeister Matthias Meyer, Mitglied im BJV-Niederwild- ausschuss

Rasch ist es dunkel geworden. Im hohen Gras finde ich den Bock nicht auf Anhieb. Er macht einen abgebrunfteten Eindruck. Das iPhone-Foto schicke ich dem Jagdleiter. Dann breche ich das Stück auf.

Am Tag nach der Erlegung koche ich das Haupt aus - gemeinsam mit dem Haupt eines Jahrlings und dem eines alten Bockes, den ich in Ungarn erlegt habe.




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In der Gemeindejagd ist meist mehr Hege als Jagdspannung angesagt: im Winter füttern, um den Verbiss in Grenzen zu halten und den Abschussplan vorzüglich durch den Abschuss schwacher Jahrlinge, schwacher Kitze und alter Geißen zu erfüllen.

Einen alten Bock zu erlegen - dazu ist in meinem kleinräumigen Revierteil selten Gelegenheit. Kaum ein Bock tritt nur auf "meine" Wiesen aus. Die meisten streifen auch durch andere Revierteile und werden - oft schon in jüngeren Jahren - von den rundum plazierten Mitjägern erlegt.

An einem milden Maiabend jedoch sehe ich ihn unverhofft wieder: den hohen Bock, der schon in den Vorjahren von Zeit zu Zeit auf die Wiese ausgetreten ist, an der ich vorzugsweise am Abend ansitze. Nach meinem Urteil ist er nun mindestens fünf Jahre alt.

Gerade als ich abbaumen will, steht er plötzlich da wie hingezaubert. Um ihn nicht zu verprellen steige ich erst nach seinem Abzug in völliger Dunkelheit ab. Diese Szene wiederholt sich an zwei weiteren Abenden. Ich beschließe, ihn auf keinen Fall zu stören und diese Kanzel erst ab dem 1. August wieder zu benutzen, wenn der Abschuss auf Einser-Böcke frei gegeben ist.

Beim Heimgang vom Hochsitz auf der anderen Seite des Tales halte ich wochenlang immer wieder mit dem Glas nach ihm Ausschau und sehe ihn des öfteren auf dem Gegenhang in tiefer Dämmerung äsen.

Nach einem Morgenansitz inspiziere ich Mitte Juli die gemiedene Kanzel. Vorsichtig öffne ich die Tür. Ich sehe und höre sofort, was ich befürchtet habe. Ich stoße die Tür völlig auf, lehne das Türblatt an die Seite und steige eilig ab. Von der Innendecke der Kanzel hängt wie im Vorjahr ein Hornissennest.

Eine Stunde später ziehe ich unter der Kanzel die Teleskopstange meiner Baumsäge aus. Ich trage Lederhandschuhe und habe die Kapuze meiner Windjacke aufgesetzt und festgezurrt. Hornissen umsummen das Nest. Mit dem Ende der Baumsäge kratze ich das Nest von der Decke. Es fällt auf die Sprossen der Leiter und zerfällt in mehrere Stücke. Aufgebracht schwärmen Hornissen herum.

Mit Wespenspray halte ich sie mir vom Leib, steige die Leiter hinauf und sprühe die Kanzel aus. Mit dem Bartwisch fege ich die Reste des Nestes und tote Hornissen aus der Kanzel.

Schon im Vorjahr haben die Hornissen sich während meines Urlaubs eingenistet. Sie nutzen die Styroporplatten, mit denen mein Vorgänger die Kanzel isoliert hat, als Baumaterial. Um an das Styropor zu kommen, haben sie an einigen Ritzen zwischen den darüber genagelten Brettern Löcher gefressen. Mithilfe eines Tackers decke ich die Löcher mit passenden Stücken einer Fußbodenleiste ab.

Am Morgen des 1. August besteige ich um 0400 Uhr die Kanzel. Kaum habe ich mich eingerichtet, tritt ein Stück aus. Der hohe Bock? Noch ist es zu dunkel, um ihn sicher anzusprechen. Bevor es heller wird, zieht das Stück wieder ein.

Am Abend desselben Tages tritt der Gesuchte gegen 2100 Uhr aus. Ohne Zweifel, er ist es. Er zieht etwa zwanzig Meter tief im abgeernteten Feld des Nachbarreviers zum gegenüberliegenden Waldstück. Auf "meine" Wiese kommt er nicht. Den Lockruf ignoriert er.

Am Abend des 2. August dieselbe Szene. Den Lockruf ignoriert er erneut.

Am 3. August taucht er gar nicht auf.

Am 4. August erscheint er wieder gegen 2100 Uhr. Tief im Feld des Nachbarreviers. Ich verzichte auf den Lockruf. Er kommt dennoch näher. Tritt er über? Quälend lang dauert es, bis er die Grenze überschreitet und zu äsen beginnt. Er steht nicht breit.

Es wird immer dunkler. Ob ich noch einen roten von einem grünen Faden unterscheiden kann? Egal. Mit dem Finger am Abzug folge ich seiner Silhouette - jetzt!

Er macht einen Satz und läuft auf die Kanzel zu. Nach etwa 10 Metern bleibt er stehen. Steht - steht - schwankt, fällt, schlägelt, liegt.

 

Horrido!