|
13. August 2005 [Gries] Leo hat mich überraschend zur Gamsjagd eingeladen. Es sieht nach Regen aus. Die Prognose für Sonntag aber ist noch feuchter. Wir fahren bis auf etwa 1400 Meter und steigen zunächst zum Bodensitz auf. Die Noriker U.s grasen vor uns. Wir beobachten Murmeltiere, darunter einen prächtigen Bären. Dann stapfen wir über matschigen Almboden und über einen steilen Hang zum höchst gelegenen Sitz, dem Lärchensitz, hoch. Kaum sind wir unter sein Dach geklettert, setzt sanfter Regen ein. Vor uns ragen die Felsen fünfzig bis achtzig Meter hoch bis zum Grat. Leo hofft, dass die Gams im Geröllfeld zur Linken oder in der felsgesäumten Mulde zur Rechten herüberwechseln. Nach etwa vierzig Minuten hört es auf zu regnen. Leo hat die Zeit für ein Schläfchen genutzt und entschließt sich nun, Richtung Kar zu pirschen. Ich soll die Stellung halten. Ich messe Entfernungen aus, mache Anschlagsübungen und klemme mir einen Stock zur Auflage der Schußhand in passender Höhe ein. Kaum hab ich mich so eingerichtet, steht eine Gams im Geröllfeld. Luftlinie 215 Meter. Es scheint eine kräftige Gais mit Spinne zu sein. Kitz ist allerdings keines zu sehen. Als oben ein weiteres Stück auftaucht, ziehen beide Gams über die Felsen in die Mulde. Luftlinie nun 240 bis 260 Meter. Die Gais quert die Mulde Richtung Grat und verschwindet im Gehölz auf der Schneide. Das zweite Stück bummelt den oberen Felsen entlang. Es wirkt schmäler, Pinsel kann ich mit meinem Glas keinen ausnehmen. Das Handy vibriert. "Host die Gams gsehn?" - Leo verfügt über ein Spektiv. - "Klar. Auf die Gais wollt ich nicht schießen. Das zweite Stück ist zu weit. Ich kann´s nicht sicher ansprechen." - "Vielleicht a Geltgoaß." - "Ich schau mir´s an." Ich klettere vom Sitz herunter und schleiche gebückt und Deckung suchend auf den rechten Rand der Mulde zu. Über nasses Gras und Almrausch, zwischen Erlen, Fichten und Lärchen arbeite ich mich in dem steilen, rutschigen Gelände langsam hoch, oft auf allen Vieren. Der Bergstock ist hilfreich, die Büchse eine sorgfältig gehütete Last. Zweimal sehe ich das Stück durch Gras und Lärchenzweige. Es zieht höher. Das Handy vibriert erneut. "I ganget eam von der Schneid aus an." - Ihn? -"Genau das hab ich vor." Auf der Schneide stoße ich auf einen Wildpfad, folge ihm durch Buschwerk einige Meter, bleibe hinter einer Fichte stehen und äuge durch ihre Äste. Da steht er. Breit. Auf einem Felsen, etwa fünfzig Meter entfernt. Ich setze mich nieder, ziehe die Knie an, stütze die Ellbogen auf und lasse die Kugel zwischen den Ästen fliegen. Der Bock bleibt im Feuer, versucht aber hochzukommen. Zur Sicherheit schieße ich ein zweites Mal. Da rutscht er vom Felsen und bleibt etwa zwanzig Meter tiefer in einer buschigen Kiefer hängen. "Weidmannsheil!" - "Weidmannsdank! Er liegt, aber du mußt mir helfen, ihn hoch zu bringen." - - - Erschöpft ruhen wir auf dem Wildpfad neben dem Bock aus. Beide Kugeln sind durch die Kammer gegangen. Hätten wir uns die letzte Anstrengung sparen können? Ich nehme das Haupt ab, damit die Krucken nicht beschädigt werden, wenn wir die Beute über den Steilhang hinunterkollern lassen.
Unter dem Hüttendach macht U. gute Miene. Ihm wäre der Abschuß einer Geltgais lieber gewesen. |
Übersicht |
Jagdsignale Jägersprache Rifle Information Page Trophäenbewertung OÖ Jagdverband COME IN GARDEN ARTICLES HOME |