25. 10. 2023 | Der Widder | |||
Stribro (deutsch: Mies) ist eine Stadt im Bezirk Tachov in der Pilsner Region in Westböhmen. Der tschechische Ortsname Stribro bedeutet übersetzt Silber und weist auf den im Spätmittelalter hier durchgeführten Silberbergbau hin. Fotos siehe: [StadtBild] Ein schöner Marktplatz mit einem sgraffitiverzierten Renaissance-Rathaus von 1543. Man sieht, dass die Stadt zu jener Zeit recht wohlhabend gewesen ist.
Mit meinem bayrischen Jagfreund G., seinem Kompagnon J. und ihren drei Ausgehern habe ich in der Gegend um Stribro ein paar fröhliche Jagdtage verbracht. Alle sechs haben wir unsere Jagdziele erreicht: drei haben Sika-Hirsche, die anderen drei Muffel-Widder gestreckt.
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0500 Uhr. In seinem tschechisch gefärbten Englisch erklärt mir der Pirschführer bei laufendem Motor in der Dunkelheit: wenn ich dem Forstweg ca 100 Meter durch den Wald folge, träfe ich auf eine Wiese, auf der nach weiteren rund 200 Metern eine Kanzel stehe. Die Muffel kämen aus dem Wald. Er werde M., den er schon vor mir abgesetzt hat, und mich um ca 0800 Uhr oder etwas später abholen. Ich erreiche die Wiese. Zur Dunkelheit gesellt sich dichter Nebel. Ich knipse die Stirnlampe an, aber halte sie in der Hand und lasse nur einen schmalen Lichstrahl durch die Finger auf den Boden. Ich folge den Reifenspuren. Nach ca 200 Metern stoße ich auf eine Fütterung. Da kann die Kanzel nicht weit sein. Ich folge den Reifenspuren ca 100 Schritte geradeaus weiter, stoße aber weder auf Wald, Bäume noch Kanzel. Es beginnt zu nieseln. Ich kehre zur Kirrung zurück und wende mich nach links. Nach etwa 100 Metern liegt eine schon halb vermoderte alte Kanzel in der Wiese. Die kann es wohl nicht sein. Zurück zur Fütterung und nach rechts. Ja! Nach etwa hundert Schritten erhebt sich aus dem Nebel eine solide, neue Kanzel mit einem überdachten Vorbau. Die Kanzel hat Fenster nach allen Seiten. Ich wähle den Hauptausblick Richtung Fütterung. Zur Zeit ist allerdings nicht das geringste auszumachen. Ich schalte die Wärmebildkamera ein und suche die Umgebung ab. Nichts. - Um 0630 ist es immer noch finster und nebelig, aber der Wald, aus dem ich gekommen bin, wird als dunkler Streifen erkennbar... Da! Ein Lichtpunkt! Ein Schaf? Ein Reh? Zu weit, um mit der Kamera ansprechbar zu sein. Im Fernglas ohnehin nur dickes Grau. Links davon leuchtet ein weiterer Punkt auf und mutiert zu einem Schaf, das zur Kirrung zieht. Der weiter entfernte Lichtpunkt bewegt sich nicht... noch immer nicht... verschwindet. Die Futtertonne an der Kirrung löst sich schemenhaft aus Nacht und Nebel... und die grauen Silhouetten zweier Schafe, eines - so scheint´s - mit einem dicken Haupt... Ich hoffe, sie bleiben bis es hell wird und genaue Ansprache möglich ist. Da peitscht ein Schuss durch die Stille. Die Schafe springen ab. Weidmannsheil für M.vermute ich. Zutreffend, wie sich später herausstellt. "Das war´s" denke ich. Es ist kurz nach sieben Uhr. Es wird heller und ich kann die Umgebung abglasen. Rundum Wiese, nur im Osten und Norden in etwa 150 bis 200 Meter Wald. Gegen acht Uhr ein letzter Blick in die Runde... da äsen auf Nordost zwei Schafe und ein Widder mit Schabracke auf etwa 120 Meter. Ein Blick durchs Glas lässt mich ohne Zaudern zur Büchse greifen.
Als ich den Motor eines Autos höre springe ich vom Waldrand auf die Wiese und rudere mit den Armen, bis mich der Fahrer bemerkt und den Pick-Up weg von der Kanzel in meine Richtung lenkt. Der Widder liegt aufgebrochen einige Meter im Jungholz. |
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Horrido! |
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