11. 11. 2011   Unverhofft  
       

Der Hochsitz dient dem Jäger primär als Deckung und Witterungsschutz bei der Jagd. Er ermöglicht auch ein sicheres Schießen: Die Waffe kann sicher auf- oder angelegt werden, und durch die Höhe des Hochsitzes dient der Erdboden in der Regel als Kugelfang. Der Schuss kann also ohne Gefährdung für Dritte abgegeben werden (Wikipedia)

Ob man "sicher" auf- oder anlegen kann, hängt freilich von den Proportionen und von der Ausstattung der Kanzel ab, also ob Auflagebretter vorhanden sind oder zumindest passende Leisten, auf die man den Ellbogen der Schusshand stützen kann.

Die Tür der Kanzel, die ich benutzt habe, ist aus einem einzigen Blatt gefertigt und verfügt über keine Querleiste, auf die ich die Schusshand beim Schuss nach rechts hätte aufstützen können. Als Ersatz könnte man ein Brett oder den Stock durch die beiden gegenüberliegenden Fenster legen. Da ich die Besonderheit der Tür nicht kannte, habe ich den Stock im Auto gelassen.

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Eine Nachsuche ist erforderlich, wenn der Jäger das beschossene Wild nicht findet. Bei Kammertreffern bleibt das Wild oft im Feuer oder fällt nach einer meist kurzen Todesflucht.

Dass eine Todesflucht aber auch bei guten Treffern über unerwartete Distanzen (50 bis 100 Meter) gehen kann, habe ich vor allem bei Schwarz- und Damwild mehrmals erlebt.

In diesen Fällen fehlt oft auch der Schweiß, weil das Geschoss ohne Ausschuss steckt oder austretender Schweiß vom Haar der Decke aufgesaugt wird oder der Ausschuss durch Fett verstopft oder von der Decke geschlossen wird, die sich darüber geschoben hat.

Fehlender Schweiß am Anschuss und auf der Fährte bedeutet also keineswegs, dass das Stück nicht getroffen ist.

Flüchtet ein Stück ins Dickicht und / oder über längere Distanz, ist Gewissheit über den Treffer oft nur mithilfe eines erfahrenen Hundeführers zu erzielen.



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Nach und nach erneuern wir die desolat gewordenen Jagdeinrichtungen in B. Gestern hat H. mir am Telefon bestätigt, das Ch. die neue Kanzel an der zweiten Dunkelbrücke zum Nagyber Wald fertig gestellt hat. Heute will ich dort ansitzen und freue mich darauf: zwei Jahre lang hat an diesem Wechsel der Hochsitz gefehlt.

Es ist schon nach 1600 Uhr, als ich mich der Kanzel nähere - und wie angewurzelt innehalte, als ich die Senke einsehe, die rechts von ihr liegt: in etwa 220 Meter Entfernung äst im Wildacker ein Damwildrudel.

Geduckt und in Zeitlupe lege ich die letzten Meter zur Kanzel zurück. Von einem Strauch gedeckt besteige ich die Leiter, öffne behutsam die Tür, steige ein, schließe die Tür und hoffe, dabei nicht wahrgenommen worden zu sein.

Offenbar nicht. Das Rudel äst immer noch vertraut. Ich öffne das Fenster. Im Glas zähle ich acht Stück Kahlwild, einen zwei- bis dreijährigen Hirsch und einen, der älter und stärker aussieht.

Die 270iger WSM wäre jetzt ideal. Ich habe sie H. geborgt, der woanders ansitzt. Mit dem 11,7 Gramm schweren Geschoss meiner 30.06 schieße ich nicht gern über 200 Meter.

Da zieht das Rudel unverhofft hangaufwärts. Ich schlage die Heym an. Die Schusshand kann ich nicht auflegen. Ich stemme den rechten Fuß auf eine Leiste, stütze den Ellbogen auf das Knie, spanne und steche ein. Haupt an Haupt messen sich die Hirsche in etwa 150 Meter Entfernung, nicht ganz ernst, wie es scheint. Der jüngere weicht. Der ältere wendet sich ab und steht breit.

Auf den Schuss hin zeichnet er und bleibt stehen, während das Rudel geschlossen über das Feld zum gegenüberliegenden Ilda-Wald stürmt. Dann setzt er sich in Bewegung und trabt allein auf das nahegelegene Unterholz zu. Freihändig feure ich auf spitz, aber daneben. Er verschwindet im Buschwerk, in dem der Staatswald ausläuft.

Da ich von einer Todesflucht ausgehe, baume ich sofort ab. In einer halben Stunde ist es so dunkel, dass eine Suche ohne Hund aussichtslos wird.

Wo genau ist der Damhirsch eingezogen? Auf einer Strecke von etwa vierzig Metern, die aufgrund der Bildverdichtung vom Ansitz aus dafür in Betracht kommt, suche ich nach Schweiß, um die richtige Stelle zu finden. Erfolglos.

Ich zwänge mich durch dornige Sträucher, stolpere über niedergetretene Ranken und suche entlang der verzweigten Pfade im Kraut und Buschwerk vergeblich nach meiner Beute.

Nach einer weiteren Suche an anderer Stelle gebe ich auf: ich wähle die Nummer des Berufsjägers und bitte ihn, mit dem Hund zu kommen.

Bevor ich zum Wagen gehe, folge ich noch einem Wechsel im hohen, dürren Kraut. Und da liegt der Hirsch, in einem Graben, keine zehn Meter vom Einstieg entfernt: Kammertreffer mit kleinem Ausschuss, der geringe Schweiß im dichten Winterhaar versickernd.

Ich sage den Hund ab und breche den Hirsch an Ort und Stelle auf. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Mit dem Wagen hole ich H. ab. Er hilft mir, das schwere Stück zu verladen.

 

Horrido!