23. 10. 2009 | Am Schrocken | |||
Der Schaferl am Schrocken
Auf dem Schrocken (zwischen Rotthal und Weissenbachthal) wirtschaftete einst eine hartherzige Schwaigerin, die mit dem ihr untergebenen Schafbuben (Schaferl) rauh umgieng. Einst kam der Bube weinend zur Hütte, denn er hatte ein paar Schafe verloren. Die Schwaigerin aber jagte ihn gleich wieder fort, mit dem Bedeuten, dass er ihr ohne die Schafe nicht in die Hütte kommen dürfe. Der Schaferl machte sich noch einmal auf die Suche, kam aber nicht mehr zurück. Ueber Nacht fiel Schnee. Die Schwaigerin trieb ihr Vieh nach Hause, ohne sich um den Buben zu kümmern. Diesen fand man aber erst im nächsten Frühjahre, als der Schnee geschmolzen war, auf der Erde liegen. Auf der Stelle, wo er lag, wuchs seither kein Gras mehr, sondern nur etwas kurzes, röthliches Moos. Heute noch erkennt man die Stelle, wo sein Kopf, seine Arme und Beine die Erde deckten.
Der Problemluchs [OÖN 22. 10. 2009] Wenig Scheu zeigt das Luchsmännchen “Pankraz", das nach einem Vorfall in Hinterstoder vermutlich als “Problemluchs" einzustufen ist.
Ein Jäger hatte am Montag im Hössgebiet eine Hirschkuh und ein Kalb erlegt. Als er nach dem Verstauen des Kalbes im Auto zu dem Tier zurückkehrte, traute er seinen Augen nicht: Ein Luchs war gerade dabei, den schweren Hirsch ins nahe Gebüsch zu zerren. Auch durch Beschießen der Wildkatze mit Schneebällen wollte sie nicht von der “Beute" lassen. Der Jäger rief die Polizei zu Hilfe, um die Situation zu dokumentieren. Der Luchs ist zwar ein jagdbares Wild, aber ganzjährig geschont. Durch sein Halsband mit Sender war der Luchs, der sich schließlich trollte, als jenes Männchen zu identifizieren, das sich im vergangenen Winter im Raum St. Pankraz mehrmals in Wohngebiete vorgewagt und dort Kaninchen und Hühner gerissen hatte. Er wurde in einer Falle gefangen und mit einem Peilsender versehen mitten im Nationalpark ausgesetzt. Im Mai machte “Pankraz" von sich reden, als er im Ennstal nahe Losenstein vier Rehe riss. Die Bewohner machten sich Sorgen, Bürgermeister Karl Zeilermayr bezweifelte, ob sich die Wildkatze artgerecht verhält. In der Jägerschaft führte das neuerliche Auftauchen des “Problemluchses" zu großem Aufsehen. Es wurde die Bezirkshauptmannschaft eingeschaltet, die den Fall an das Amt der Landesregierung abtrat. “Es ist schwer zu beurteilen, ob der Luchs problematisch ist. Wir werden ihn von einem Experten untersuchen lassen", sagte Abteilungsleiter Helmut Mühleder. Für Freitag ist in Kirchdorf eine Besprechung anberaumt, um einen Bescheid zu erlassen. Voraussichtlich wird der Luchs eingefangen. “Damit habe ich kein Problem, weil die Batterie des Senders ohnehin gewechselt werden muss. Die Frage ist nur, was dann mit dem Luchs passiert", sagt Nationalpark-Direktor Erich Mayrhofer.
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[Hinterstoder] Der "Problemluchs" ist schuld, dass wir nicht wie geplant um 0800 Uhr, sondern erst um 1000 Uhr aus Hinterstoder starten: Herbert muss an der Besprechung teilnehmen, in der die Entscheidung über das Einfangen des Luchses fällt. Es geht in das Gebiet des Schrocken, wo ich schon einmal erfolgreich war. Auf 1300 Höhenmetern stellt Herbert den Jeep ab. Wir legen Gamaschen an. Weiter oben liegt Schnee. Ich repetiere durch, wir schultern Rucksack und Büchse und machen uns mit Ari, Herberts Bracke, auf den Weg. Von einem Sitz auf etwa 1500 Metern sichten wir einige Gams jenseits der Klüfte des Turmtals. Gegen 1230 Uhr brechen wir zum Großen Turm auf. Auf der Glinz-Alm gegenüber liegt Schnee. Im Glas sind Fährten zu sehen, aber keine Gams. In den hochgelegenen "Gamskammern" dahinter machen wir einige Stücke im Schnee aus. Dorthin zu kommen aber ist heute illusorisch. Plötzlich steht ein Bock in Schussweite etwa 150 Meter unterhalb. Ich mache mich bereit. Herbert äugt durch das Spektiv und stellt fest: zu jung. Gegen 1600 Uhr taucht am Süd-Westhang des Kars unterhalb des Schrockens eine aufgelockerte Schar auf. Herbert erkennt darunter zwei, drei ältere Gaisen. Die Hoffnung, dass sie näher kommen, geht nicht auf. Sie ziehen langsam bergwärts. Wir entscheiden uns trotz fortgeschrittener Zeit, durch den Wald zum Schrocken hochzusteigen. Der Schnee liegt nicht höher als dreißig Zentimeter, dennoch ist der Anstieg mühsam. Durch ein Latschenfeld steigen wir auf etwa 1900 Meter vorsichtig in das weitgehend schneefreie Kar ein. Die Gams stehen auf 200 Meter. Ich müßte freihändig schießen, da mir die Latschen die Sicht nehmen. Als ich austrete und eine sichere Position suche, nehmen die Gams uns wahr und ziehen über den nächsten Grat. Hinter den Latschen steigen auch wir hoch und treten erneut aus. Tatsächlich sind einige Gams wieder in Schussweite. Gestützt auf einen Stein lege ich auf eine alte Gais an, aber sie steht nicht breit genug. Schließlich zieht auch sie ab. Wir folgen ihnen bergwärts durch das Kar. Vom Grat aus, hinter dem sie verschwunden sind, sehen wir sie erneut. Nun kann ich im Liegen schießen. Ich nehme eine alte Gais ins Visier, die auf knapp 200 Meter breit auf dem Grat steht. Ich spanne, steche ein, ziehe durch. Es macht "Klick". Herbert schiebt mir seine Blaser herüber. Ich finde die Gais nicht gleich wieder im Sucher, endlich doch, fixiere, ziehe durch. Sie zeichnet und verschwindet aus dem Blickfeld. Ein Jahrling taucht zwanzig Meter tiefer auf, verharrt und späht zum Anschuss zurück. Herbert steigt ab, gegenüber wieder auf und läßt sich von mir einweisen. "Sie liegt!" winkt er mit dem Hut. Mir fällt ein Stein vom Herzen. - Jagd pur.
Warum hat meine Büchse nicht gekracht? Ich öffne den Verschluss. Der Verschluss hat beim Durchrepetieren keine Patrone in den Lauf gezogen. Seit mir das Magazin einmal zu Boden gefallen ist, ist sein Boden locker und verschiebt sich zuweilen unbemerkt nach vorn. Die Patronen liegen dann um zwei, drei Millimeter zu weit hinten und der Verschluss greift sie nicht. Ich sehe Herbert in den Latschen herumsuchen. "Sie hat sich einen Schlauch abgerissen" ruft er. Das ist ärgerlich, aber wir müssen endlich ins Tal. Es dämmert und wir befinden uns im unwegsamen Gelände auf etwa 2000 Meter. "Lass es" rufe ich hinüber und klettere ebenfalls in die Rinne. Die Gais ist 14 Jahre alt. Sie erhält einen Latschenbruch. Vorsichtig steigen wir über das steile Kar ab und sputen uns, in der anbrechenden Dunkelheit auf den Jägersteig zu kommen. Gegen 1900 Uhr erreichen wir den Jeep. Im Licht der Hecktür stoßen wir mit Stiegl-Gold auf die "Wilde Jagd" an und löschen unseren Durst.
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Horrido! |
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