21. - 23. Jänner 2005

[Bakonysarkany] Donnerstag, 1830 Uhr. Der Schnee, von dem Peter am Vortag gesprochen hat, ist geschmolzen. Bei der Zufahrt zum Jagdhaus klatscht an die Kotflügel der Lehm. Es ist stockdunkel, böig weht der Wind und zu allem Überdruß beginnt es zu regnen.

An einen sinnvollen Ansitz ist nicht zu denken. Ich wärme mich am Kamin, laß mit den Flammen die Gedanken flackern und krieche bald in meinen Schlafsack.

Freitag, 0530. Bewölkt, windig, aber kein Regen. Der Boden ist glitschig. Über den Pfützen in den Fahrfurchen liegt da und dort dünnes Eis. Gummistiefel waren die richtige Wahl.

Ich schreibe es der Dunkelheit zu, dass ich den Zugang zum Einser-Sitz nicht finde. Zu meinem Ärger aber ist er versetzt und nur mehr vom Feld, nicht von der Dickung her zugänglich. Peter still verfluchend erklimme ich den Hochsitz. Das Schussfeld ist jetzt weiter, aber ich bin sicher, durch das Herumgetappe jede Sau im Restmais vergrämt zu haben.

Bis ich gegen 0730 abbaume, zähle ich zwölf Rehe. Sofern ich sie ansprechen kann, beträgt das Geschlechtsverhältnis 1 : 3. Ein Knöpfler, ein Spießer und eine Geiß ziehen in guter Schussweite ein. Keine Sau, kein Fuchs, kein Rot-, kein Damwild. Auf der Pirsch jedoch quere ich frische Fährten.

Bei Sonnenschein verlasse ich gegen 1430 erneut das Haus. Kaum habe ich den Sitz am Rand des Dünnen Walds erreicht, wird es im Westen schwarz. Der Sturm bricht los, aus dem Nichts fliegt eine weiße Wand heran. Graupeln prasseln ins Gehölz. Die drei Rehe im Feld flüchten zur Dickung, dann wird alles weiß. In dichtem Schneegestöber stapfe ich zurück zum Landcruiser.

Nach etwa 20 Minuten erlischt der Sturm. Der Himmel blaut, die Sonne kommt heraus, der Wind aber legt sich nicht. Die Sauen werden die Deckung kaum verlassen. Ich entschließe mich, im Ilderwald bei der Großen Grube anzusitzen.

Eine Geiß, ein Bock- und ein Geißkitz stehen in der Grube. Die Geiß steht erhöht und sichert, die Kitze naschen an der Saukirrung. Nach oberösterreichischem Jagdrecht wären sie geschont. Hier aber läuft die Schußzeit für Geißen und Geißkitze bis Ende Jänner.

Ich zögere. Es ist peinlich nah. Dennoch: zuviel weibliches Wild. Als der Schuß bricht, springt die Geiß ab, das Bockkitz aber starrt verwirrt auf die verendete Schwester. Ich komme mir sehr schlecht vor.

Ich breche das Kitz an Ort und Stelle auf und versorge es in der Decke hängend beim Jagdhaus. Es dunkelt. Ich fahre zurück zum Ilderwald und besteige erneut die Kanzel bei der Großen Grube.

Zieht der Aufbruch eine Sau oder einen Fuchs an? So dünn die Schneedecke ist, sie gibt einen trefflichen Kontrast. Dazu leuchtet der Mond - fast wie damals, als ich hier meinen ersten Überläufer erlegt habe.

Für Fuchs und Sau ist die menschliche Witterung vermutlich zu frisch. Nur eine einzelne Geiß und die Geiß mit dem Bockkitz besuchen in den nächsten zwei Stunden die Grube. Schließlich verschwindet der Mond hinter einer dichten Wolkendecke und es wird dunkel. Mich fröstelt. Ich denke schon mehr an die geröstete Leber und baume ab.

Peter kommt etwas später. Auch er hat keine Sau zu Gesicht bekommen. Er lobt die Zubereitung der Leber und verzehrt danach noch ein ordentliches Stück Speck. Er verspricht, dass er den Einser-Sitz wieder von der Dickung aus zugänglich machen wird.

Am nächsten Morgen sichte ich den einzigen guten Bock an diesen Tagen. Er hat etwa drei Finger über Lauscher auf, wirkt aber kaum älter als drei bis vier Jahre. Als er einzieht, geht die Sonne auf. Für Sekunden taucht sie das Land in einen goldenen Schimmer.

Dann verschwindet sie hinter grauen Wolken und wirft ein kaltes Licht auf meinen Heimweg.


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