COME IN GARDEN ARTICLES HOME | Über Geschäftsprozesse im AMS Anleitungen für Menschen oder Programme für Maschinen? Roman Obrovski |
Ein zu klarer Strom |
Angesichts der unentschiedenen Zukunft des AMS sind organisationsbezogene Überlegungen im Augenblick sehr theoretisch. Das Nachdenken darüber einzustellen aber wird immer noch Zeit genug sein. - Zu den Prozessinhalten, zur Prozesseignerschaft, zum Detaillierungsgrad ihrer Normierung und zur Darstellung der Prozesse gibt es unterschiedliche Zugänge. Dies stellte sich bei einem Erfahrungsaustausch am 5. 7. 2001 zwischen MitarbeiterInnen der LGSn Oberösterreich und Salzburg und Mitarbeitern der BGS heraus. Im folgenden fasse ich meine Anschauungen zu den diskutierten Punkten zusammen [15. 7. 2001]. Herbert Buchinger hat in einem Mail vom 19. 7. 2001 einige Ergänzungen zu diesem Text vorgeschlagen, die ich gern eingefügt und blau markiert habe. Ein Absatz schien ihm entbehrlich (er ist wohl etwas zu polemisch formuliert). Ich habe ihn durchgestrichen. Herbert betont die Richtlinienkompetenz der Bundesorganisation im Interesse einer gewissen Einheitlichkeit bei der Gestaltung der Geschäftsprozesse. Solange Richtlinien mit den Landesorganisationen diskutiert und die Prozesseigner auf Landesebene von den Prozesskoordinatoren auf Bundesebene nicht über den Umweg von Richtlinien in ihren Gestaltungsspielräumen allzusehr eingeschränkt werden, ist dagegen nichts einzuwenden. [19. 7. 2001]. |
Prozesse, Prozessziele, Prozessschritte Die Definition der Geschäftsprozesse im AMS und ihre Ziele sind zwischen Vorstand und Landesgeschäftsführern vereinbart worden. Bundesweit verbindlich sind alle Prozessschritte, die aus Gesetzen oder aus Richtlinien der Bundesorganisation abzuleiten sind, wie Regelungen zur Abwicklung der Arbeitslosenversicherung oder der Arbeitsmarktförderung. Alle durch Gesetze und Richtlinien nicht ausdrücklich determinierten Verhaltensweisen fallen in die Verantwortung und Gestaltungskompetenz der Landes- und Regionalorganisationen. Prozessbeteiligte Die oberösterreichische Projektgruppe hat drei Arten von Prozessbeteiligten unterschieden: Prozesseigner, Prozessbetreiber und Prozesskoordinatoren. Prozesseigner ist, wer Prozesse gestaltet, überwacht und verbessert. Der Prozesseigner
kennt die einzelnen Prozessschritte und ihre Ergebnisse im Detail
Folgt man diesen praktischen Erfordernissen und den derzeit im AMSG geregelten Kompetenzen, sind Prozesseigner, die ihre Aufgabe unverkürzt wahrnehmen, in der Regel Beauftragte des Landesgeschäftsführers. Die Betreiber der meisten Geschäftsprozesse sind auf 120 Geschäftsstellen verstreut. Rasche Korrekturen und eine verzögerungsfreie Verbesserung der Prozesse im AMS erfordern eine dichte Kommunikation und Kooperation zwischen Prozesseignern und - betreibern. Ich behaupte: Dies kann von der Landesebene aus zielführender geleistet werden als von der Bundesebene. Das stellt nicht die Aufgabe der Bundesorganisation in Frage, für die Gestaltung der Prozesse durch die Prozesseigner auf Landesebene bundesweit verbindliche Rahmen zu definieren und deren Einhaltung zu überwachen. Darüber hinaus scheint es rechtens und zweckmäßig, bei zentral gesteuerten Supportprozessen (Finanzen, Einkauf, Personalressourcen), Prozesseigner auf Ebene der Bundesorganisation zu beauftragen. Die Betreiber dieser Prozesse sind auf BGS und LGSn konzentriert. Das erleichtert die Steuerung von Wien aus. Prozesskoordinatoren Damit die Prozesse in den einzelnen Landesorganisationen sich immer nur so weit auseinanderentwickeln
wie es dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess des Unternehmens dient
erscheint es zweckmässig, auf Bundesebene Prozesskoordinatoren einzurichten. Sie hätten die Aufgabe, gute Vorgehensweisen in anderen Staaten aber auch in den Landesorganisationen des AMS laufend zu identifizieren und den wechselseitigen Lernprozess der Prozesseigner durch regelmässige, dazu geeignete Veranstaltungen (Erfahrungsaustausch, Best-Practice-Transfer) zu befördern und Richtlinien für die Gestaltung der Prozesse durch die Prozesseigner und ihre Auftraggeber zu erstellen. Weisungsbefugt gegenüber den Organen der Landes- und Regionalorganisationen sind sie im Einzelfall nicht. Prozessbeschreibung und -normierung Wie detailliert muss der Prozesseigner die Handlungen der Prozessbetreiber festschreiben und normieren, um zu den erstrebten Prozessergebnissen zu gelangen? Maschinen sind phantasielos und denken nicht. Maschinen müssen daher lückenlos programmiert werden. Wer Anleitungen für Menschen nach demselben Muster verfaßt wie Programme für Maschinen, läßt Mitarbeiter nicht handeln, sondern detaillierte Anweisungen ausführen. In Teilbereichen der Hoheitsverwaltung oder in Geldangelegenheiten kann auf enge Normierungen kaum verzichtet werden. Das Prinzip der detaillierten Normierung aber auf alle Prozesse und Prozessschritte im AMS auszudehnen ist m. E. kontraproduktiv. In den Geschäftsprozessen des AMS spielen nicht Maschinen, sondern Mitarbeiter und Kunden die Hauptrolle. Gute Geschäftsergebnisse werden meiner Erfahrung nach weniger mit Mitarbeitern erzielt, die auf genaue Anweisung warten, sondern in erster Linie mit Mitarbeitern, die sich mit den Geschäfts- und Qualitätszielen des Unternehmens identifizieren. Hilfsmittel der Kommunikation Mit den Geschäfts- und Qualitätszielen des Unternehmens identifizieren Mitarbeiter sich nicht aufgrund von Anweisungen. Die Identifikation mit dem AMS und seinen Zielen setzt die Befriedigung ihres Sinnbedürfnisses voraus. Dazu müssen die Prozesseigner die aktuellen Prozessschritte, Prozessziele und Prozessergebnisse sinnstiftend kommunizieren. Die Prozessbeschreibung erleichtert die Kommunikation zwischen Prozesseigner und Prozessbetreibern. Als objektivierte, kritikfähige Grundlage ihrer Kooperation dient sie der raschen Orientierung und Information, der realitätsbezogenen Planung und der Verbesserung von Vorgangsweisen zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Ein zu klarer Strom wird von Fischen gemieden. Mit anderen Worten: Wer alles akribisch festschreibt, würgt Kreativität, Innovation und Entwicklung ab. In einem perfekt normierten Prozess hat Leben keinen Platz.
Darstellung der Prozesse Prozesse sind in vielfältiger Weise darstellbar. Man kann sie verbal beschreiben, durch Flußdiagramme illustrieren oder mithilfe spezieller Tools wie ARIS abbilden. Das AMS OÖ hat sich für eine Darstellung auf HTML-Basis entschieden. Sie ist allen MitarbeiterInnen im Intranet zugänglich und kann vom Prozesseigner mithilfe von FRONTPAGE laufend gewartet werden. Den Vorteil dieser Darstellung sehen wir
in der Transparenz, Aktualität und Benutzerfreundlichkeit
Korrespondenz Die Metapher vom "zu klaren Strom" regt Assoziationen an: "Salmoniden lieben den klaren Strom" stellt Hobby-Fischer Herbert Buchinger in seinem Mail kritisch, freilich "mit Schmunzeln" fest. Salmoniden bevorzugen Wasser der Güteklasse I zum Laichen, die Güteklasse II aber wird wie folgt beschrieben: Eine mässige Verunreinigung und noch als 'gut' zu bezeichnende Sauerstoffsättigung sind für diese Stufe bezeichnend. Auch wenn das 'mässig belastet' auf den ersten Blick negativ klingt, so darf man nicht darüber hinwegsehen, dass gerade diese Güteklasse das Gewässer beschreibt, welches die ertrag- und artenreichsten Fischgewässer sind. Diese Gewässer haben eine sehr hohe Individuendichte und bieten eine große Artenvielfalt an Kleinkrebsen, Muscheln, Schnecken, Wasserpflanzen und Fischen. Gelegentliche Trübung des Wassers durch Algen und eine Sauerstoffsättigung meist über 6 mg je Liter sind für dieses Gewässer typisch. http://www.fischereivereinkleinmeiseldorf.atDer Samurai, der das Hagakure verfaßt hat, war ein scharfer Beobachter. 19. Juli 2001 "Das Trübe bietet Nahrung und Versteckmöglichkeiten. Und das provoziert doch geradezu eine Vielzahl an Bildern und Analogien, die sowohl für die japanische als auch für die kakanische Verwaltung passen ..." warnt Gerhard Pils vor einer negativen Interpretation der Metapher "Güteklasse II" für den Detaillierungsgrad der Prozessbeschreibung. Die oben zitierte Website unterscheidet fließende Wässer der Güteklasse I bis IV, sowie stehende Gewässer, die sich als Metapher für Prozesse im AMS gar nicht eignen. Zu trübe Gewässer meiden Fische genauso wie den "zu klaren Strom". Sich mit "Güteklasse II" zu bescheiden heißt in meinem Verständnis lediglich, dass Prozessbeschreibungen im AMS keinem Perfektionswahn folgen, sondern den Prozessbetreibern Spielräume für situationsgerechtes Verhalten und Kreativität offen halten müssen. Ist das eine Einladung zum Schlendrian? Ein fließendes Gewässer der Güteklasse II ist ein pragmatisches, realitätsnahes Leitbild für die Prozessbeschreibung im AMS. Güteklasse I als Leitbild halte ich für unzweckmässig, weil Initiative und Entwicklung darin keinen Platz haben. 95 Prozent der pazifischen Lachse, die zu klaren Gebirgsbächen aufsteigen, um zu laichen, sterben unmittelbar danach. 31. Juli 2001 "Wie man sieht, ist eine starke Grundsatzorientierung aber leider auch kein Garant für die 'gewünschten' nachhaltigen Effekte" meint Heinz Zauner und verweist auf Christian Morgensterns "Der Hecht":
Ein Hecht, vom heiligen Anton
Er aß seit jenem nur noch dies:
Der ganze Teich ward angesteckt.
Heilslehrer führen in die Irre. Der missionierte Hecht strebt nach moralischer Perfektion und stiftet wie jeder Fanatiker mehr Schaden als Nutzen. Zuweilen ist das Scheitern an überhöhter Ambition aber von Tragik umwittert, wie Morgenstern in "Der Salm" erzählt:
Ein Rheinsalm schwamm den Rhein
Und sprang den Oberlauf
Er war schon weißgottwo,
da kam er an ein Wehr:
Zehn Fuß - die sprang er gut!
Drei Wochen stand der Salm
Und kehrte schließlich stumm
4. August 2001 |
COME IN
GARDEN
ARTICLES
HOME
Hosted by geocities |