Houellebecqu |
Nachdem es einen solchen Grad der abscheuerregenden Verwesung erreicht habe, sei das abendländische Europa nicht mehr fähig, sich selbst zu retten - ebenso wenig, wie es das antike Rom im 5. Jahrhundert unserer Zeitrechnung vermocht habe lautet ein Schlüsselsatz in "Unterwerfung". Der Ich-Erzähler ist aufgrund seiner in Fachkreisen geschätzten Dissertation Hochschullehrer geworden. Nun hat er keine intellektuellen oder sonstigen Ambitionen mehr. Seine Interessen konzentrieren sich auf seinen Schwanz, den er vorzugsweise von Studentinnen ablutschen lässt, auf gutes Essen und feine Alkoholika. Schlussendlich entscheidet er sich, zum Islam überzutreten. Mit diesem Schritt wird er seinen Posten an der Universität zurück erhalten, den er nach der Wahl eines islamischen Präsidenten verloren hat. Die Vorteile, die mit dieser Entscheidung verbunden sind, überwiegen die Annehmlichkeiten seines durchaus gut dotierten Pensionistendaseins. Als moslemischer Hochschullehrer wird er ein Gehalt beziehen, mit dem er sich drei Frauen seiner Wahl wird leisten können. Auch Alkohol und gelegentliche Bordellbesuche scheinen im moslemisch regierten Frankreich toleriert zu werden. Mehr oder anderes will unser Held im Grunde gar nicht. Aber für mich besteht eine Verbindung zwischen der unbedingten Unterwerfung der Frau unter den Mann, wie sie in der Geschichte der O beschrieben wird, und der Unterwerfung des Menschen unter Gott, wie sie der Islam anstrebt doziert ein Protagonist. Die Unterwerfung des Erzählers unter Allah geschieht somit nach einem Muster, das auch gottlose, sado-masochistische Verhältnisse prägt, die dem säkularen abendländischen Europa zugerechnet werden. Seine "Unterwerfung" unter Allah ist daher nichts Fremdes oder Unsympathisches für den kraftlosen Macho und Hedonisten, im Gegenteil: es erlaubt ihm ein rundum abgesichertes, noch angenehmeres Dasein als vorher. Eine unbehagliche, eine zynische, aber nicht haltlose Vision. |
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