Highway to hell |
27. 10. 2023
No stop signs AC/DC - Highway to Hell
Briten und Amerikaner hielten es für geboten und moralisch vertretbar, den Willen der deutschen Zivilbevölkerung durch Flächenbombardements von Städten zu brechen. Sie nahmen den Tod hunderttausender Zivilisten nicht nur in Kauf, sie verursachten ihn ganz bewusst, weil sie der (richtigen) Überzeugung waren, dass es ein befreites und friedliches Europa nur geben könne, wenn Deutschland in jeder Hinsicht gebrochen wäre. Die völkerrechtswidrige Logik, die der ehemalige BILD-Chefredakteur in diesem Fall bemüht, zeugen von der excessiven Solidarität mit Israel, die v. a. Exponenten Deutschlands und Österreichs tagtäglich beschwören. Weil die Nazis Millionen Juden ermordet haben, darf Israel sanktionslos tun, was anderen Staaten verboten ist / angekreidet wird? Wer nicht nur Abscheu vor den kolportierten Gräueltaten der Hamas bekundet, sondern ein ABER anschließt ("was ist mit den Rechten der Palästinenser?") gilt mittlerweile als antisemitisch. Heute sehen wir uns inmitten eines bewusst geführten Kulturkampfes, im Zuge dessen vor allem muslimische Gruppen unsere Alltagskultur, tradierte Werthaltungen und Einstellungen und das gesamte europäische Geistesleben aggressiv herausfordern und zu verändern versuchen... Der Angriff der Hamas auf den Süden Israels offenbart die böse Seele dieser Religion... Europa muss am Hindukusch verteidigt werden... Die Intervention des Westens in Afghanistan wurde leider zum Fiasko. Jetzt regiert dort der Islamofaschismus, der den Terror unterstützt, der auch nach dem Westen greift. Gerade wird unsere Sicherheit und Kultur von Israel in Palästina gegen die Bestien der Hamas und der Hisbollah verteidigt. Wer Israel dabei nicht unterstützt und den von den Muslimbrüdern gesteuerten Mob in Europa nicht entschieden bekämpft, der setzt die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder in einem freien aufgeklärten Europa aufs Spiel textet Bernhard Heinzlmaier rassistisch im exxpress und erhält Zuspruch von Postern in noch radikaleren Formulierungen. Nach dem medial gepflegten Selbstbild des Westens wird der unschuldige, fortschrittliche, edle Westen und seine "liberale Demokratie" von unmenschlichen Barbaren und Bestien unter der Herrschaft diktatorischer Massenmörder und Fanatiker in Russland und im Nahen Osten attackiert und muss sich dagegen mit allen Mitteln wehren. Richtig an diesem Selbstbild ist: Der Westen (das "Abendland") verliert seit über 100 Jahren nach und nach an Macht und Bedeutung in der Welt. Freilich nicht, weil er von außen attackiert wurde / wird. Der "Westen" hat sich selbst in zwei Weltkriegen im Kampf um die Vor- und Weltherrschaft zerfleischt. Nach dem Bankrott des Sozialismus hat sich der Westen erneut als unfähig zu einem Hausfrieden ("Gemeinsames Haus") erwiesen. Der von den Neocons und fanatisierten Nationalisten in Europa betriebene Ausschluss Russlands aus Europa zwingt Russland in eine Allianz mit China. Das spaltet und schwächt die Staaten, die europäisch geprägt sind, im "Kampf der Kulturen". Der muss nicht kriegerisch ausgetragen werden, um zu punkten, wie China seit geraumer Zeit vormacht (1). Das vor Selbstmitleid triefende Weltbild des Westens, wie es von Heinzlmaier und anderen gezeichnet wird, verstellt den Blick für maßgebliche Fakten, zum Beispiel: # Wer den Koran und die Bibel gelesen hat weiß: Texte aus allen drei Buchreligionen lassen sich als göttliche Rechtfertigung von Gewalt und Mord an Ungläubigen instrumentalisieren. Im Lauf der Geschichte ist dies oft genug geschehen. Der Islam ist diesbezüglich nicht "böser" als das Juden- und Christentum. Der Charakter des zornigen, eifer- und rachsüchtigen Gottes aus dem Nahen Osten, der auch vor Völkermord nicht zurückschreckt, geht wohl auf seine Herkunft als Wettergott zurück. Buddhisten hingegen können sich bei Gewaltakten auf Buddha nicht berufen. # Auf den im Kampf gefallenen Djihadisten warten 72 Jungfrauen im Paradies. Christliche Fundamentalisten glauben an die Jungfrauengeburt, an die Auferstehung des Fleisches und haben Juden als Mörder Christi Jahrhunderte lang gehasst und verfolgt. Nationalreligiöse Israelis erheben einen mythischen Anspruch auf Souveränität auf das gesamte Gebiet zwischen Mittelmeer und dem Fluss Jordan, manchmal ebenfalls auf Teile Jordaniens und in ihrer extremeren Form zusätzlich auch auf Gebiete des Libanons, Syriens und Ägyptens [WIKIPEDIA] - Irrationalität und beträchtliches Fanatisierungspotential in allen drei Varianten der Nah-Ost-Religion, aktuell virulent in Palästina (2) . # Dennoch sind die meisten der rund 1,8 Mrd Muslime in der Welt weder Terroristen noch Imperialisten. Sie sympathisieren allerdings mit einem Volk, das von seinem Land vertrieben wurde, weiter verdrängt wird (illegale Siedler im Westjordanland) und dem ein eigener Staat entgegen zahlreichen UNO-Resolutionen seit über siebzig Jahren vorenthalten wird. Darin unterscheiden sie sich nicht von den Iren (3) . # Für die ungesteuerte Einwanderung von Moslems nach Europa sind keine Islamisten, sondern unfähige europäische Politiker verantwortlich ("wir schaffen das"). # Seite an Seite mit den USA haben Staaten der EU das Chaos in der Welt vermehrt: sie haben Afghanistan (erfolglos) besetzt und sich an der Devastierung des Iraks, Libyens, Syriens beteiligt. Sie sanktionieren zahlreiche Staaten in der Welt, die nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Damit tragen sie u. a. selbst seit Jahrzehnten zur Völkerwanderung und zu Ressentiments bei, die manche Lohnschreiber nun beklagen. Der "Kampf der Kulturen" wird demographisch, ökonomisch, ideologisch (4) und immer wieder auch militärisch ausgetragen. Doch weder Israels Existenz noch die gesamte Sphäre des Westens lassen sich längerfristig allein mit militärischen Mitteln und Sanktionen sichern. Statt ihre Politik auf eine friedliche Koexistenz innerhalb der sich abzeichnenden "multipolaren" Weltordnung einzustellen folgen die meisten Staaten im Westen dennoch jenen, die nach wie vor auf "Sieg" und Hegemonie setzen. In zwei Weltkriegen ist das schon schief gegangen. _______________________________ (2) Während der Pressekonferenz am Sonnabend erwähnte Netanjahu auch das biblische Gebot, »sich daran zu erinnern, was die Amalekiter den Israeliten angetan haben«. »Wir erinnern uns und wir kämpfen«, fuhr er fort. Politiker, die die Anspielung nicht verstehen, sollten sich kundig machen: Es geht um einen angeblichen Befehl Gottes, das Volk Amalek, das früher im südlichen Grenzgebiet des heutigen Israels lebte, vollständig auszurotten. Netanjahu hat also nicht weniger als einen Genozid angekündigt [JUNGE WELT]. (3) Der irische Ministerpräsident Leo Varadkar erklärte, die große Mehrheit der EU-Länder wolle einen Waffenstillstand. Es gehe nicht um die Worte, sondern darum, dass die Gewalt und das Töten enden. Man müsse verstehen, dass die verschiedenen EU-Länder aufgrund ihrer Geschichte unterschiedliche Standpunkte vertreten. In Irland habe man wegen der eigenen Geschichte (Kampf um Unabhängigkeit von Großbritannien, Anm.) viel Sympathie für die Palästinenser. [ORF ONLINE] _______________________________ Ergänzung 21. 11. 2023 Die israelische Geheimdienstministerin Gila Gamliel schlägt allen Ernstes die Umsiedlung von Palästinensern aus Gaza in Länder der sogenannten "Internationalen Gemeinschaft" vor . Zwei israelische Publizisten machen klar, dass damit primär Staaten der EU gemeint sind [DER SPIEGEL] [The Times of Israel] Eine klare Ablehnung der geforderten Mitwirkung bei der Vertreibung von Palästinensern unter der Maske der Humanität habe ich bisher von der EU / von Österreichs Regierung nicht vernommen. Dem US-hörigen Polit-Personal in der EU ist die Akzeptanz auch dieser Zumutung jedenfalls zuzutrauen. |
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