"Perpetual war" |
27. 09. 2023 Word should be gotten to Nixon that if Thieu meets the same fate as Diem, the word will go out to the nations of the world that it may be dangerous to be America´s enemy, but to be America´s friend is fatal. Henry Kissinger (1968) Ein Freund, der mit Jeffrey Sachs in Verbindung steht, hat mir einen Text dieses US-Ökonomen übermittelt, datiert vom 19. September 2023. Sachs räumt dabei mit dem Mythos des nicht provozierten Krieges auf, und zwar anhand von Zitaten Stoltenbergs. Der NATO war demnach völlig klar, dass die Erweiterung der NATO Russland provozieren musste. Sachs führt dazu aus:
When Prof. John Mearsheimer, I, and others have said the same, we´ve been attacked as Putin apologists. The same critics also choose to hide or flatly ignore the dire warnings against NATO enlargement to Ukraine long articulated by many of America´s leading diplomats, including the great scholar-statesman George Kennan, and the former US Ambassadors to Russia Jack Matlock and William Burns. Diese Einsichten / Ansichten sind nicht neu, aber im NATO-Raum verpönt. Im Mainstream kommen sie nur als "putinesk" vor und werden sofort abgeschusselt ("jedes Land hat das Recht, sich für die NATO zu entscheiden oder nicht"). Sachs hingegen hält die Neutralität der Ukraine immer noch für den Schlüssel zum Frieden (1) . Dieser Umstand müsse eingesehen werden: Ukraine is being destroyed by US arrogance, proving again Henry Kissinger´s adage that to be America´s enemy is dangerous, while to be its friend is fatal. The Ukraine War will end when the US acknowledges a simple truth: NATO enlargement to Ukraine means perpetual war and Ukraine´s destruction. Ukraine´s neutrality could have avoided the war, and remains the key to peace. So sympathisch mir die Einstellung von Sachs und der US-Bürger seiner Facon ist, so aussichtslos schätze ich die Hoffnung ein, dass im Establishment urplötzlich Respekt vor dem Sicherheitsbedürfnis Russlands Platz greift und der Krieg mit einer Neutralitätserklärung der Ukraine in einen stabilen Frieden übergeht. Ganz im Gegenteil. Die NATO rückt keinen Millimeter von ihren Erweiterungszielen ab und hält am Krieg fest. Der Generalsekretär der NATO, Stoltenberg, wiederholt alle paar Wochen, dass "wir uns auf einen langen Krieg in der Ukraine vorbereiten" müssen und fordert eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf "drei bis vier Prozent der Wirtschaftsleistung" [FAZ, 17. 9. 2023]. In der NATO herrscht offensichtlich die Einschätzung vor, Russland sei langfristig konventionell in die Knie zu zwingen (Zermürbung) und wird es nie wagen, atomar zu reagieren. Die NATO ist daher nur bedacht, den Krieg konventionell zu halten. Sie führt ihn offiziell ausschließlich mit Stellvertretern, eskaliert in kleinen Schritten (modernere, mehr und weiter reichende Waffen) und versucht, da und dort die Front zu erweitern: vielleicht lassen sich ja auch Georgien, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan etc gegen Russland aufhetzen. Diese Art der Kriegsführung hält Senator Lindsey Graham für optimal: "Wir haben nicht einen einzigen Soldaten verloren. Wir haben die Kampfkraft der russischen Armee um 50 Prozent reduziert, und keiner von uns ist dabei gestorben. Das ist ein gutes Geschäft für Amerika"[CBS NEWS 25. 9. 2023, 1:08](2) . Als "Freund" von Lindsey Grahams Amerika muss man eine gewisse Opferbereitschaft aufbringen. Ist diese Opferbereitschaft vergeblich, scheitert also der von der NATO unterstützte Versuch, Russland mithilfe von Stellvertretern in die Knie zu zwingen, wird dieses Amerika nach bisheriger Erfahrung den Krieg nicht selbst / nicht allein fortsetzen. Wahrscheinlicher ist: die USA werden sich aus dem Projekt zurückziehen und den "Freund" im Stich lassen - wie in Vietnam (worauf Kissinger sich im obigen Zitat bezieht) oder in Afghanistan.
Freilich deutet auf absehbare Zeit nichts darauf hin Nein, noch ist die Ukraine ein "Freund", der die ungebrochene, desaströse Unterstützung der USA / der NATO genießt. _______________________________ Ergänzung 6. 10. 2023 In einem aktuellen Text, datiert mit dem 4. 10. 2023, geht Sachs davon aus, dass der Plan der Neocons, Russland mithilfe der NATO einzuzäunen, gescheitert sei und schlägt ein nachhaltiges agreement in vier Punkten vor: # Einfrieren der NATO-Osterweiterung auf dem derzeitigen Stand # Abbau der wechselseitigen atomaren Bedrohung # neue Grenzen zwischen Russland und der Ukraine (Krim und Ostukraine an Russland). Diese Grenzveränderung soll mit Sicherheitsgarantien der UNO und Staaten wie Deutschland, Türkei und Indien einhergehen. # Wiederaufnahme des Handels, der Finanz-, Tourismus- und kulturellen Beziehungen zwischen Russland und dem Westen. Dass die USA, die NATO und die EU-Nomenklatura ein solches Abkommen mit Russland schließen kann ich mir nicht vorstellen. Dazu müsste das derzeit regierende Personal im "Westen" komplett gegen nüchtern-pragmatische Akteure ausgetauscht werden. Das ist nicht im geringsten abzusehen. Trotz der offenkundigen Erschöpfungindizien in der Ukraine und im Westen sitzt das neoliberale Establishment in den NATO-Staaten fest im Sattel und rückt keinen Millimenter von seinen Zielvorstellungen ab. Möglich scheint allenfalls ein längerer "Stillstand im Krieg" (Clausewitz). Das hieße: es kommt zu einer Einstellung der Kämpfe, bei dem die Front zu einer waffenstarrenden Demarkationslinie ohne Sicherheitsvereinbarung und ohne Friedensvertrag mutiert. So ein Provisiorium kann Jahrzehnte halten (siehe Nord- und Südkorea) und wäre nichts als eine mehr oder weniger lange Pause bis zum nächsten Waffengang. |
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