Militante Wehrdienstverweigerer und Drückeberger |
16. 08. 2022 Ein 61jähriger ehemaliger Zivildiener macht auf markig und will Österreich mit der Waffe verteidigen? Ja, ja. "Warum darf ein Mensch nicht klüger werden?" Um klüger zu werden muss man klug gewesen sein. In Sachen Krieg werden kluge Menschen meist in der entgegengesetzten Richtung klüger als Kogler, etwa wie Kennedys Verteidigungsminister Robert McNamara. Er wurde vom "Falken" zum Verfechter weltweiter Abrüstung und bekannte: „Wäre ich doch bloß nicht Kennedys Ruf in die Politik gefolgt und damit verantwortlich geworden für unzählige Tote in Vietnam“ Wer den Wehrdienst verweigert oder sich dem Wehrdienst entzogen hat, als Politiker aber militant auftritt ist kaum klüger geworden. Naheliegender ist eine weit banalere Erklärung: er handelt anpassungsfähig zum aktuellen eigenen Vorteil. Unter den militant auftretenden grünen und "linken" Politikern war u. a. auch Kogler-Freund Habeck Zivildiener. Joschka Fischer hat Pflastersteine auf Polizisten geworfen, sich vor dem Wehrdienst aber gedrückt. Van der Bellen ist es gelungen, sich nach mehrmaligem Aufschub dem Wehrdienst zu entziehen aufgrund der Wichtigkeit "professoraler Tätigkeit". Wie sieht es damit bei den letzten US-Präsidenten aus? Bill Clinton hat den Kriegseinsatz in Vietnam durch ein Studium in England vermieden. Auch Donald Trump und George W. Bush drückten sich wie die meisten Establishment-Sprösslinge in den USA um den Einsatz in Vietnam. Nach mehrmaligen Aufschüben schaffte es auch Joe Biden, um Militärdienst und Kriegseinsatz herum zu kommen. Zu den besten Zeiten der USA war das anders. Präsident Eisenhower war im 2. Weltkrieg Oberbefehlshaber der Alliierten in Nordwesteuropa. Sein Nachfolger Kennedy hatte sich freiwillig zur Armee gemeldet und brannte erfolgreich darauf, Kommandant eines Schnellbootes zu werden. Bei einer Militäraktion sank sein Boot, er wurde verwundet und rettete einem ebenfalls verletzten Kameraden das Leben. Sein Bruder Joseph kam im Krieg ums Leben. Nixon hätte als Quäker den Kriegsdienst verweigern können, meldete sich aber unter dem Eindruck des Angriffs auf Pearl Harbour zur Marine und wurde Offizier. Reagan diente im Krieg. Präsident Bush senior hatte sich freiwillig zur Navy gemeldet. Er flog Einsätze und hat Luftkämpfe erfolgreich bestanden. Im Oval Office regierten einst Personen, die freiwillig Kriegsdienst für ihr Land geleistet und sich persönlich exponiert haben. Nun sind es seit geraumer Zeit Leute, die sich um den Wehrdienst gedrückt haben. Was bedeutet das für die US-Politik? Waren / sind diese Präsidenten friedfertiger als ihre kriegserfahrenen Vorgänger? Betreiben sie eine Politik des Interessenausgleichs / der gewaltfreien Konfliktlösung? Forcieren sie einen Prozess weltweiter Abrüstung? Nicht im geringsten. Diese Wehrdienstvermeider haben Jugoslawien, den Irak und Libyen devastieren lassen, Afghanistan erobert und 20 Jahre lang erfolglos besetzt. Sie haben die NATO entgegen früheren Zusicherungen bis an die Grenzen Russlands erweitert und schüren Konflikte in Europa, im Nahen Osten und in Asien. Das ist geradezu das Gegenteil einer konfliktmindernden Geopolitik, wenn man etwa die Ein-China-Politik Nixons und Kissingers zum Vergleich heranzieht. Aufrechterhalten wird diese imperialistische Politik durch ein Berufsheer und einen enormen Militärhaushalt (siehe Fußnote). Im Vertrauen auf die technologische Überlegenheit ihres militärisch-industriellen Komplexes und mit Rücksicht auf ihre kriegsmüde Bevölkerung ziehen die Wehrdienstvermeider im Oval Office Fernlenkwaffen, Drohnenmorde und Stellvertreterkriege dem Kriegsdienst der eigenen Bürger vor. Auch in der Ukraine reicht es nur zu einem schäbigen Stellvertreterkrieg. Die NATO / USA füttern ukrainische Nationalisten mit Geld und Waffen und lassen die Jugend dieses Landes für sich bluten. So lange die Ukrainer dabei mitspielen...
Sobald der Staatsdienst aufhört, die Hauptangelegenheit der Bürger zu sein, und sie ihm lieber mit ihrem Gelde als mit ihrer Person dienen, ist der Staat schon dem Untergange nahe meint Rousseau im ersten Satz des 15. Kapitels seines "Gesellschaftsvertrags". Sehr viel früher merkt Thukydides in seiner "Geschichte des Peloponnesischen Krieges" zu den Verbündeten der Athener an: in ihrem Widerwillen gegen den Felddienst hatten die meisten von ihnen, um nicht von daheim fern sein zu müssen, statt Schiffen sich das entsprechende Betreffnis in Geld auferlegen lassen... und sie selbst ... begannen den Krieg ungerüstet und unerfahren Die Athener haben den Krieg bekanntlich verloren. P.S. Ich habe meinen Präsenzdienst meinem Wunsch gemäß bei den Pionieren geleistet und habe als Gefreiter abgerüstet. Ich war / bin bereit, Österreich mit der Waffe zu verteidigen. Mit einem Gewehr kann ich als Jäger vermutlich besser umgehen als die Herren Fischer, Habeck, Kogler und van der Bellen. Für die NATO ziehe ich aber nicht in den Krieg und zahle freiwillig keinen Cent für ihren Krieg im Osten. Eine Regierung, die nicht neutral agiert, sondern Österreich der NATO unterordnet, zwingt mich jedoch zur Beitragsleistung. ------------- Die Wehrpflicht haben die USA nach dem breiten Widerstand im Land gegen den Krieg in Vietnam 1973 ausgesetzt. Berufssoldaten und private Militärdienstleister haben gegenüber Wehrpflichtigen einen Vorteil: sie fragen nicht "warum", "wozu", "was", "wen" und "wie". Sie sind nur eine Frage der Kosten. Der Militärhaushalt der USA betrug 2021 über 800 Mrd Dollar, das ist das Zwölffache der vergleichbaren Ausgaben Russlands. Kostenintensiv sind nicht zuletzt die US-Militärbasen in über 80 Ländern, offiziell 761. Experten schätzten schon 2004 die Gesamtzahl der Stützpunkte, auf die die USA jederzeit zurückgreifen können, auf ungefähr 1000 [WIKIPEDIA]. Das sind über 90 Prozent der gesamten ausländischen Militärstützpunkte der Welt. Zum Vergleich: Russland unterhält rund 20 Militärbasen im Ausland, die meisten davon in ehemaligen Sowjetrepubliken mit Ausnahme von Vietnam und Syrien. China verfügt bisher lediglich über eine ausländische Militärbasis - in Dschibuti. Der immense Militärhaushalt der USA verschlingt Mittel, die in der Infrastruktur, im Gesundheits- und Sozialwesen fehlen. Mike Lofgren - er war nahezu 30 Jahre lang im Congress als Budgetexperte tätig - hat für die Ausrichtung / die Auswirkungen dieser Politik im Dienst der US-Oligarchie den Satz geprägt: Driving to the Poorhouse in a Gold-Plated Tank (vgl. dazu "The Deep State" By Mike Lofgren oder meine Zusammenfassung dieses aufschlussreichen Buches). |
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