Bis zum Endsieg! |
11. 05. 2022
... denkwürdige Momente... haben weniger JORGE LUIS BORGES
Russland scheint zu Beginn seiner "Spezialoperation" mit einem Regime-Wechsel in Kiew gerechnet zu haben. Eine Fehleinschätzung. 150 Beamte der 5. Abteilung des Russischen Föderalen Sicherheitsdienstes (FSB), die für Operationen im sogenannten "nahen Ausland" verantwortlich waren, büßten es mit Entlassung. Umgekehrt wünschte Biden sich die Absetzung Putins. Senator Lindsey Graham rief zur Ermordung Putins auf. Dennoch kam es schon einige Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen zu Verhandlungen. Die Ukraine zeigte sich bereit, über die Neutralität des Landes zu reden. Russland zog sich aus der Umgebung von Kiew zurück. Als Alternative zum abgesagten Regimewechsel ist die Eroberung und Besetzung der Ukraine m. E. kein Kriegsziel Russlands. Noch regieren in Moskau Realpolitiker und keine Phantasten. Seither stocken die Gespräche. Warum? Die USA / GB haben die Ukraine vor voreiligen Kompromissen gewarnt und ermutigt: der Krieg sei mit westlicher Waffenhilfe und massiven Sanktionen gegen Russland zu gewinnen. Der ukrainische Außenminister Kuleba hat daher erklärt, das "Bild des Sieges" habe sich auf eine vollständige Befreiung der Gebiete von russischer Besatzung ausgeweitet. Das heißt: die russischen Truppen werden aus der Ostukraine vertrieben und die Krim wird wieder ukrainisch. Der politische und mediale Mainstream im Westen unterstützt dieses Kriegsziel kompromisslos. Skeptiker kommen kaum zu Wort und wer Verhandlungen statt Waffenlieferungen fordert verfällt der Feme. In der Propaganda hat die NATO gegen Russland schon gewonnen. Wenn die Geschichte aber so "schamhaft" ist, wie BORGES meint - wann wird sie uns den tatsächlichen Ausgang dieses Kriegs enthüllen? Ein paar Optionen: 1) Die USA und ihre Alliierten verfügen über Geheimdienst-Informationen, denen zufolge Russland mit konventionellen Waffen, ökonomischen Sanktionen und politischen Druckmitteln gezwungen werden kann, sich aus der Ostukraine und aus der Krim zurückzuziehen. Russland wird besiegt. 2) Die USA und ihre Allierten irren sich. Dann kommt es irgendwann zum "Stillstand im kriegerischen Akt" (Clausewitz), etwa zu einer Demarkationslinie im Osten der Ukraine zwischen Russland und den NATO-Staaten. Wie wir aus Korea wissen: eine Waffenstillstandslinie kann lange dauern. 3) Die USA und ihre Alliierten bereiten einen atomaren Erstschlag vor, mit dem Russland militärisch und politisch enthauptet wird, also nicht mehr in der Lage ist, selbst Atomwaffen einzusetzen. Russland wird besiegt. 4) Die USA und ihre Alliierten irren sich. Europa wird unbewohnbar. Auch andere Ausgänge dieses Krieges sind natürlich denkbar, sogar der höchst unwahrscheinliche Fall einer dauerhaften Kompromisslösung. Wir wissen es noch nicht. Zur Zeit wissen wir nur: Die Beteiligung der NATO-Staaten am Krieg in der Ukraine mit Waffenlieferungen, Söldnern, militärischer Aufklärung, Sanktionen aller Art und weltweiter Propaganda wird diesen Krieg verlängern. Also mehr tote Menschen, mehr Leid, mehr Flüchtlinge, mehr Hass. Vernichtung von Infrastruktur und Wohlstand. Ökonomische und politische Verwerfungen in ganz Europa: Engpässe und steigende Preise bei Energie, Einschränkung der Absatzgebiete und Minderung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie etc mit noch schwer abschätzbaren sozialen /politischen Konflikten. Welche Vorteile haben Europäer davon? Keine. Die Tastatur-Krieger in den Redaktionen schreiben jedoch, dies sei der Preis für "Freiheit" und "Demokratie". Siegt die Ukraine nicht, werden brutale russische Horden ganz Europa erobern und unter die Knute des neuen Zaren / des neuen Stalins / des neuen Hitlers im Kreml zwingen. Eine Mehrheit der EU-Bürger nimmt dieses Narrativ offenbar ernst. Widerstand dagegen gibt es kaum. Keine Regierung wird deshalb gestürzt. Im Gegenteil: Je konfrontativer ein EU-Politiker gegen Russland auftrittt, umso mehr Beifall erhält er. Auch Österreich braucht einen Habeck, lese ich. Ergänzung 15. 05. 2022 Kritischen, aber auch zustimmenden Postings zum Sieg der Ukraine beim Song-Contest entnehme ich, dass dies kein musikalisches, sondern ein politisches Votum gewesen sei. Jo mei. Wo nicht. Selensky ist gewiss auch ein heißer Kandidat für den Friedensnobelpreis. Grimme-Preis-würdig ist er allemal. |
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