Afghanistan den Afghanen

19. 08. 2021

20 Jahre lang haben die USA und andere NATO-Staaten Krieg gegen Afghanistan geführt. Die Mainstream-Medien haben das "nation building" genannt.

Nach der seit Jahrzehnten praktizierten US-Methode in Vietnam, Jugoslawien, Irak, Libyen, Syrien... ist das ein Prozess, der mithilfe von Bomben, Drohnen, Raketen und Soldaten zur Umerziehung der Bevölkerung umgesetzt wird. Genomschädigende Entlaubungsmittel waren dazu nur in Vietnam notwendig.

Wo die Umerzieher nicht hinausgeworfen wurden wie in Vietnam hinterlassen sie nicht nur eine weitgehend zerstörte Infrastruktur, sondern zumeist auch die Zersplitterung von ursprünglich einheitlichen Landesteilen ("divide et impera"), korrupte, schlecht funktionierende Regime und viel Hass.

Wie reagieren die Medien auf das Desaster der USA / NATO in Afghanistan?

Verhaltene Kritik an Biden (wer kann sich nicht vorstellen, wie Trump in dieser Situation behandelt worden wäre?), vernichtende Kritik an den Taliban und tief empfundene Sorge um die Afghanen.

In Österreich schießt dabei die Asylsprecherin der Grünen, Frau Faika El-Nagashi, den Vogel ab:

"Eigentlich müssten alle Menschen außer den Taliban aus Afghanistan evakuiert und über humanitäre Aufnahmeprogramme in Sicherheit gebracht werden", twitterte Nagashi in einem längeren Statement am Dienstagabend. "Niemand ist unter den Taliban sicher. Das wäre die globale Verantwortung. Ein Verbrechen und eine Tragödie, zu der mir Worte fehlen."

Absurde, moralintriefende "Forderungen", aber kein Wort zur misslungenen Eroberungspolitik der NATO.

Um ihre Kollaborateure in Afghanistan haben sich die USA und ihre NATO-Satrapen in der EU zu kümmern. Der Bedarf der meisten Europäer an einer Zuwanderungswelle aus diesem archaisch-islamistischen Land hingegen scheint nach den bisherigen Erfahrungen mit Afghanen gedeckt.

20. 08. 2021

Ein Leser kritisiert, dass die "Internationale Allianz" IN und nicht GEGEN Afghanistan Krieg geführt habe. Dabei sei es nicht um Eroberung, sondern um Terrorbekämpfung und Menschenrechte gegangen.

Diese von den USA und der NATO verbreitete Lesart dient nahezu allen Medien als Framing für ihre Berichte und Kommentare. Ich teile diese Lesart nicht. En detail:

"Internationale Allianz"

Aus den Jahrzehnten nach 1945 erinnere ich mich nur an eine einzige, rechtlich einwandfreie Militäroperation einer "Internationalen Allianz". Sie hat auf Basis einer UNO-Resolution die völkerrechtswidrige Besetzung Kuweits beendet.

Alle anderen "Interventionen" und Kriege der USA / der NATO seit 1945 waren weder völkerrechtlich gedeckt, noch dienten sie den "Menschenrechten". Sie dienten allein der Ausweitung oder dem Erhalt der US-Hegemonie.

So banal sagt man das freilich nicht. Man sagt vielmehr: das ist ein Kampf gegen die Feinde der Freiheit und der Demokratie. Glaubhafter wird diese Behauptung für mehr Menschen, wenn die USA dabei von befreundeten Regierungen militärisch, politisch oder zumindest propagandistisch unterstützt werden.

Selbst die Nazis haben ihren Überfall auf die Sowjetunion als internationalen Kreuzzug gegen den Bolschewismus verkauft. Sie hatten dabei Kombattanten aus der Ukraine, aus dem Baltikum und selbst aus Russland. Kollaborateure hatten die Nazis auch in allen besetzten Ländern. Sogar der frühere englische König und Herzog von Windsor war ein Hitler-Fan. Da die Nazis aber den Krieg verloren haben, zählt die peinliche Erinnerung an ihre Kombattanten, Kollaborateure und Sympathisanten nicht zu den Inhalten der offiziellen "Erinnerungskultur".

Im Unterschied dazu kann der Mythos einer "Internationalen Allianz" unter Führung der USA im Dienst der Menschenrechte und im Kampf gegen den Terrorismus aufrecht bleiben. Die NATO und die USA existieren ja trotz dieses fehlgeschlagenen Feldzugs weiter. Der Glaube an diesen Mythos freilich erodiert.

"IN" statt "GEGEN"

Wer in ein fremdes Land einmarschiert, es 20 Jahre lang besetzt, sich dazu in wenigen Zentren verschanzen muss, 3.600 Soldaten im Kampf gegen einheimische Widerständler verliert, schließlich Hals über Kopf flieht, während die langjährigen Gegner den Marionetten-Staat der Eroberer nahezu kampflos übernehmen - der bekämpft "IN" diesem Land nur ein paar Terroristen im selbstlosen Dienst an den Menschenrechten?

Geh.

21. 08. 2021

"Our mission in Afghanistan was never supposed to be nation-building or create a unified, centralised democracy. Our only vital national interest in Afghanistan remains today what it has always been preventing terrorist attack on American homeland" says US Pres Joe Biden

Hoppla!

Also doch nix mit Demokratie, Freiheit und "nation building"?

Waren für den nun behaupteten Zweck zwanzig Jahre Besatzung erforderlich? Hätten dazu nicht eine kurze "Strafaktion" oder ein paar "Luftschläge" genügt? Biden düpiert mit seiner Erklärung die Freunde des US-Regimes in der EU. Wie mein oben zitierter Kritiker behauptet, haben sie mit den USA ja viel hehrere Ziele in Afghanistan verfolgt.

Wozu die USA diesen Krieg geführt und warum sie ihn so abrupt beendet haben - damit tun sich allerdings nur Propagandisten schwer.

Die Hauptursache des Rückzugs liegt auf der Hand: die US-Bürger sind der ungeheuren Geldvernichtung durch das US-Militär zu Lasten ihres Wohlstands, ihrer Infrastruktur und ihres Sozialsystems überdrüssig.

Trump hatte dafür ein gutes Gespür. Er hat sich mehr als einmal verächtlich über die teuren, nutzlosen Kriegseinsätze der USA im Nahen Osten und in Afghanistan geäußert. Selbst hat er keinen neuen Krieg vom Zaun gebrochen. Den Rückzug aus Afghanistan hat er gegen Widerstände der Opposition und aus der eigenen Partei eingeleitet. Dafür wurde er oft genug beschimpft.

Biden hat - für mich überraschend - umgesetzt, was Trump gewollt hat. Aber dilettantisch. Dass Trump Biden also nicht dankt, sondern ihn für die schmachvolle Beendigung des Krieges verantwortlich macht - wer ist darüber verwundert?



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