Skripal |
23. 03. 2018 Offiziell ist bekannt: Sergej Skripal war ein Oberst des sowjetischen / russischen Militärnachrichtendienstes, der als Doppelagent für den britischen Geheimdienst gearbeitet und dem MI 6 angeblich das gesamte Telefon- und Mitarbeiterverzeichnis des russischen Militärnachrichtendienstes übergeben hat. 2004 wurde er enttarnt, verhaftet, vor Gericht gestellt und zu 13 Jahren Arbeitslager verurteilt. 2010 wurde er begnadigt und mit drei weiteren westlichen Spionen gegen russische Spione ausgetauscht. Am 4. März 2018 wurde er zusammen mit seiner Tochter auf einer Parkbank in Salisbury bewusstlos aufgefunden und befindet sich seither auf der Intensivstation einer Klinik. Vater und Tochter seien mit einem militärischen Kampfstoff russischer Provenienz, einem seltenen Nervengift, angegriffen worden. Der Streit über den Giftanschlag von Salisbury wächst sich zu einem Konflikt zwischen der EU und Russland aus. Die Staats- und Regierungschefs der Union stellten sich in der Nacht auf Freitag auf dem Gipfel in Brüssel klar an die Seite Großbritanniens und schlugen eine härtere Gangart gegen Russland ein. Dessen Verantwortung erklärten sie für „höchst wahrscheinlich“. Die EU berief ihren Botschafter aus Moskau zurück. Es sei „höchst wahrscheinlich, dass die Russische Föderation verantwortlich ist“, hieß es in einer von allen 28 EU-Staaten verabschiedeten Erklärung. Für den Anschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal gebe es „keine andere plausible Erklärung“. Den Briten sicherten die Staats- und Regierungschefs „uneingeschränkte Solidarität“ .... Der neue russische Botschafter in Deutschland reagierte scharf auf die Erklärung des EU-Gipfels. „So eine Sprache ist inakzeptabel“, sagte Sergej Netschajew der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag-Ausgabe). Netschajew bekräftigte Russlands Angebot, bei der Aufklärung des Giftanschlags mit der internationalen Gemeinschaft zusammenzuarbeiten. „Aber wir sind gegen Ultimaten und unbewiesene Verleumdungen, geprägt von unangemessenen Aussagen und Parallelen“, sagte Netschajew der Zeitung [ORF ONLINE] Der Medienkonsument weiß gar nichts. Er kennt lediglich Behauptungen und Gegenbehauptungen. Der Medienkonsument aber kann denken und selbst Plausibilitätsüberlegungen anstellen. Die Frage "cui bono" ist in solchen Fällen hilfreich. Welchen Vorteil also könnte die russische Regierung aus dem Mord an einem enttarnten und ausgetauschten Agenten unmittelbar vor den russischen Prsäidentschaftswahlen und der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft ziehen? Mir fällt dazu nichts ein. Mehr Nutzen aus diesem Mord hingegen ziehen m. E. Großbritannien, die NATO und Länder wie die Ukraine. Großbritannien hat sich mit dem BREXIT offenbar veritable ökonomische und politische Probleme eingebrockt. Das Land steckt in schwierigen Verhandlungen mit der EU. Aufgrund dieses Mordes jedoch scharen die EU-Staaten sich empört hinter einem Staat, der die EU verlassen will. Die erfolgreiche Pflege des Bildes von einem drohenden gemeinsamen Feind wird auch den Politikern der NATO-Länder erleichtern, die Forderung der USA nach Erhöhung des Verteidigungsbudgets zu untermauern und die Akzeptanz der Bevölkerung dazu zu gewinnen. Länder wie die Ukraine und EU-Länder mit Russland-Trauma wie Polen und die baltischen Staaten stärken mit jeder Verschärfung der Konfrontation mit Russland ihre Bande zur EU. Sie lassen vergessen, dass sie wegen ihrer Weigerung, Flüchtlinge aufzunehmen oder wegen ihrer Medien- und Rechtspolitik, wie Polen, unter EU-interner Kritik stehen. Der Medienkonsument weiß nichts. Aber er muss nicht alles glauben, was er glauben soll. Dass es "keine andere plausible Erklärung gibt", als die russische Regierung unmittelbar für diesen Mord verantwortlich zu machen - das jedenfalls ist purer Unsinn. Das riecht nach Propaganda und lässt nichts Gutes erwarten. |
HOME COME IN GARDEN ARTICLES |