COME IN  GARDEN  ARTICLES  CHARIVARI  HOME Arbeitsstiftungen in Oberösterreich
Eine Zwischenbilanz

Roman Obrovski



Das AMS OÖ hat die Arbeitsstiftung seit 1987 popularisiert und zu einem Instrument zur Unterstützung eines sanften Strukturwandels entwickelt. In Oberösterreich sind bis zum Ende des 1. Quartals 1998 rund 6.500 Menschen in 34 Arbeitsstiftungen eingetreten (Zusammenfassung eines Referates anläßlich eines Workshops in Brunn a. G. zum Thema "Arbeitsstiftungen", 18. 6. 1998).


 
 

Was ist gelungen?

Hohe Erfolgsquote

90 Prozent aller bisherigen oberösterreichischen StiftungsteilnehmerInnen haben sich eine neue berufliche Perspektive erarbeitet und diese umgesetzt. 10 Prozent haben die Arbeitsstiftung ohne arbeitsmarktbezogenes Erfolgsergebnis verlassen.

Unterstützung des Strukturwandels

94 Prozent aller Stiftungsteilnehmer in Oberösterreich kamen bisher aus Industriebetrieben, der Großteil war direkt in der Produktion beschäftigt. 75 Prozent der von den TeilnehmerInnen gewählten und verfolgten Ausbildungsziele bezogen sich auf Dienstleistungsberufe.

Regionalpolitische Impulse

Arbeitsstiftungen haben manche Regionen nicht nur vor einer schockartigen Zunahme der Arbeitslosigkeit bewahrt, sondern sich als Impulsgeber und Innovationskern für die regionale Wirtschaftsentwicklung bewährt.

Überwindung von Beharrungstendenzen

Die Arbeitsstiftung hat in Oberösterreich dazu beigetragen, fatale Beharrungstendenzen in der Arbeitsplatzpolitik zu überwinden. Nur erfolgreiche Unternehmen bieten Beschäftigung. Ökonomischer Erfolg aber bleibt nur Menschen und Betrieben treu, die neue Herausforderungen annehmen und bewältigen. Sichere Arbeitsplätze leben und verändern sich. Wer Arbeitsplätze mumifiziert, bringt sie um.

Festigung der Sozialpartnerschaft

Durch Arbeitsstiftungen haben Tausende OberösterreicherInnen und ihre Familien die Erfahrung gemacht, daß Unternehmen nicht nur Profitmaschinen sind, sondern im Krisenfall auch zukunftsorientierte, fürsorgende Funktionen für ehemalige MitarbeiterInnen wahrnehmen. Solche Erfahrungen festigen das Vertrauen in die Problemlösekapazität einer konsensorientierten Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik in der Bevölkerung und stärken die Bereitschaft der Interessenvertreter zur Zusammenarbeit.

Wo waren/sind Hindernisse?

Mißtrauen

Arbeitsstiftungen sind keineswegs von Anfang an arbeitsmarktpolitische Selbstläufer gewesen, zu denen sie in Oberösterreich mittlerweile geworden sind. Manche Belegschaft hat die Einrichtung einer Arbeitsstiftung abgelehnt, obwohl der Betrieb dazu bereit war und den meisten Betroffenen als einzige unmittelbare Alternative Arbeitslosigkeit bevorstand (zB bei Telefunken in Steyr). Es bedurfte vieler Diskussionen mit ArbeitnehmervertreterInnen und einer intensiven Werbetätigkeit, um Beharrungstendenzen in der Arbeitsplatzpolitik durch Argumente aufzulösen und das Mißtrauen gegenüber einem noch weithin unbekannten Instrument zu überwinden.

Arbeitsmarktferne Motive

Das AMS OÖ mußte und muß manchmal Versuchen entgegentreten, die Arbeitsstiftung nach arbeitsmarktfernen Motiven umzufunktionieren. Wir achten v.a. sehr darauf, daß die Arbeitsstiftung keine Parkplatzfunktion übernimmt, zB für vorzeitig aus dem Erwerbsleben gedrängte ältere MitarbeiterInnen, sondern als arbeitsmarktbezogene Einrichtung für alle TeilnehmerInnen fungiert. Der Anteil der über 50jährigen TeilnehmerInnen beschränkt sich in Oberösterreichs Arbeitsstiftungen bisher auf 6 Prozent.

Finanzierung

Bei Personbalabbau oder Schließung stellt fast jeder Betrieb ein Sozialbudget zur Verfügung. Die Arbeitgeber sind meist flexibel, was die Verwendung dieser Mittel anlangt: goldener Handschlag und/oder Arbeitsstiftung. In der Regel hängt es von den ArbeitnehmerInnen und ihren Vertretern ab, was damit geschieht. In den Sozialplanverhandlungen hatte die Arbeitsstiftung lange Nachrang, manche kam deshalb nicht zustande.

Mittlerweile beziehen oberösterreichische Arbeitnehmervertreter die Arbeitsstiftung in Sozialplanverhandlungen geradezu routinemäßig ein. Das Wirtschaftsressort des Landes Oberösterreich konnte vom AMS OÖ schon vor Jahren gewonnen werden, Arbeitsstiftungen befristet mit bis zu 25 Prozent der Schulungskosten zu unterstützen. Gemeinden, die zur Kofinanzierung angesprochen wurden, reagierten ursprünglich ablehnend bis aggressiv, in den letzten Jahren zunehmend entgegenkommend.

Die Finanzierungsbasis der Arbeitsstiftung wurde verbreitet und hat den Unternehmensanteil an den Gesamtkosten verringert. Durch die Einführung von sogenannten Regional- und Insolvenzstiftungen wurde die Einrichtung einer Arbeitsstiftung auch zu einer Förderfrage für das AMS. Die Leistung des AMS in Form des Schulungsarbeitslosengeldes, das etwa 70 Prozent der Gesamtkosten deckt, wird von Stiftungsbetreibern nun als selbstverständlich vorausgesetzt und als Leistung kaum noch wahrgenommen. Der Charakter der Arbeitsstiftung wird immer weniger vom Unternehmen und immer mehr von spezialisierten Stiftungs-Abwicklern geprägt.

Die oberösterreichische Strategie

Erweiterung des Handlungsspielraums

Das AMS OÖ hat 1997 rund S 180 Millionen in Form des Schulungsarbeitslosengeldes eingesetzt, seinen Handlungsspielraum in der aktiven Arbeitsmarktpolitik damit um 16 Prozent erweitert und sein Angebot an Qualifizierungsgelegenheiten erhöht. Im Bereich des AMS OÖ finden sich immer noch rund 40 Prozent aller StiftungsteilnehmerInnen Österreichs. Das AMS OÖ verfolgt diese Erweiterungsstrategie seit Jahren, wird sie fortsetzen und ist in erster Linie an reinen Unternehmensstiftungen interessiert (Minimierung des Fördermitteleinsatzes für Arbeitsstiftungen).


 
 
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